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Musik

Tonträger des Monats Juni

love god chaos: „Wo das Meer am tiefsten ist“, Engine Records 2014

Nein, Newcomer sind die vier (bis fünf) Grazer nicht, die sich da erstmals unter dem gemeinsamen Signet love god chaos austoben. Sänger Krempl, auch bekannt als Marcus Heider, kennt man von einem Haufen Grazer Bands, zuletzt Spuk. Und auch die Herren Kertz, Kraxner und Krüger sind in der hiesigen Szene keine Unbekannten. Der deutschsprachige Gesang ist geblieben von Spuk und anderen Vorläufern, der Sound aber ist abgeklärter, weniger wüst. Die Platte oszilliert dem Titel entsprechend um die Liebe und das Verlassenwerden, um Poesie und Drama. Ausnehmend schön auch die Videos der Band, dem Verfasser dieser Zeilen hat es insbesondere „Johnny bleib“ angetan. Vor kurzem in Graz und Wien präsentiert, ist die Platte allen empfohlen, die ein Herz für heimische Rock- und Pop-Musik haben – abseits von alpinen Elvissen wohlgemerkt. Einfach mal probehören und -schauen:

It’s everyone else: „New Religion“, Noise Appeal Records 2014 / Hoanzl

Der Titel der CD führt ziemlich in die Irre. Hier sind keine Sektengründer aus den USA bei der Predigt zu hören, sondern zwei junge Leute aus Slowenien beim Auszucken. Der Pressetext nennt die Melvins als Assoziation und da ist was Wahres dran. Man sieht vor dem geistigen Auge langes ungewaschenes Haupthaar, kräftige Kerlchen in verschwitzten schwarzen Shirts – und lacht sich eines, wenn man die beiden zierlichen Figuren dann auf dem Pressefoto erblickt. Lucijan Prelog martert die Sampler und Pika Golob singt dazu wie eine Punk-Sirene. Seit 2009 geht das schon so, mit dieser Platte sollte endgültig der internationale Durchbruch gelingen. Der erste Gedanke: Die Band würde hervorragend ins Wiener Flex passen oder sagen wir ruhig: In die Kombüse nach Graz. In Wahrheit waren die beiden sogar tatsächlich hierzulande unterwegs im April/Mai (in der Arena und im Wakuum), nur haben wir das leider verschlafen. Dafür haben wir aber recherchiert: Der geschmackvolle Guardian reihte das slowenische Duo im Mai unter die Top 5 der einschlägigen Neuigkeiten – und da wollen wir jetzt nicht nachstehen: Kaufen – jetzt! Vor allem die LP in violettem Vinyl, falls noch erhältlich, weil streng limitiert. http://itseveryoneelse.tumblr.com/ 

Sonido Gallo Negro: „Sendero mistico“, Glitterbeats 2014

Noch deutlich durchgeknallter als die slowenische Band ist das neunköpfige Orchester Sonido Gallo Negro aus Mexiko. Die Herrschaften, die live gerne in Mönchskutten und Phantasiekostümen auftreten, haben den Cumbia im Blut. Allerdings hieven sie den Sound aus den Tanzlokalen der 1960er in die Gegenwart, vermischen ihn mit Italo-Western, Surf-Sound, Psychedelic, alten lateinamerikanischen Instrumenten und jeder Menge Synthie. Viel lässiger, flotter und schräger geht es nicht. Profi-Tipp für Auto-Mobile, um im Sommer 2014 gehörig aus der Masse zu stechen und den Stau in Bewegung zu bringen: Gurt anlegen, Starten, SGN-CD einlegen, Fenster runterkurbeln und ab geht’s. Und für alle (Hobby)-DJs: DAS müssen Sie heuer auflegen! Sonido schauen:

 

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