Kategorien
Festivals

herbstblog 2012/ Teil 2: Die tanzende Punk-Pension

Ein starkes, sympathisches und ansatzweise hintergründiges Stück bringt Choreografin Doris Uhlich auf die Bühne des Grazer Mumuth. Vier Frauen und ein Mann, geboren in den 1940er und 1950er Jahren, feiern ihr “Comeback”. Mit fast beklemmender Stille zu Beginn, später mit Body music und lauter Rock- und Punk-Beschallung. Die fünf schwarzen Boxen samt Kabel auf weißem Untergrund sind dabei so ziemlich das einzige Element auf der Bühne. In einer Schlüsselszene halten die Akteurinnen (und der Akteur) ihre Boxen vor sich in die Höhe, es ertönen Interviewausschnitte.

Dazwischen wird getanzt und gezittert, gehüpft, geschüttelt und gedreht, dass man sich wirklich nur wundern kann. In monatelanger Vorbereitung haben die Tänzerinnen (und der Tänzer) ihre Körper in Hochform gebracht, von vielen dieser Bewegungen konnten andere (der Autor dieser Zeilen etwa) auch in sehr jungen Jahren nur träumen. Es geht aber um mehr als Bewunderung für frühere Solotänzerinnen wie Susanne Kirnbauer oder Marialuise Jaska. Doris Uhlich geht es um “das System”. Wie ist es, tanzend die Kindheit und Jugend, den Aufbruch der 60er Jahre de facto zu versäumen, da andauernd das Training auf dem Programm steht? Zu intensiv wird diese Fragestellung freilich nicht betrieben, “Comeback” bleibt ein Tanzabend. Wenn auch ein ungewöhnlich menschlicher, dezent poetischer und vor allem reichlich unkonventioneller.

“Comeback” mit Marialuise Jaska, Susanne Kirnbauer, Percy Kofranek, Renate Loucky und Violetta Springnagel-Storch. Noch zu sehen am Samstag, den 6. 10., und am Sonntag, 7. 10., jeweils um 19.30 im Mumuth.

© Foto: steirischer herbst / Wolfgang Silveri 2012

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert