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Dramolett des Monats: Auf Identitätssuche

Vorhang. Wir sehen ein Ministerbüro. Am Schreibtisch lässig lümmelnd der Wirtschaftsminister bei der Lektüre des Wall Street Journals. Jäh wird er gestört durch einen hereinstürmenden Lakaien.

Der Lakai: “Herr Minister, Eure exorbitante Exzellenz, Sie haben recht gehabt. Gerade bestätigen uns die Forscher Ihrer Ministerialität, dass Österreich seine Identität verloren hat. Was sollen wir tun?”

Der Minister sichtlich um Contenance bemüht: “Da muss eine neue her. Rufen Sie Sir Anhalt aus dem Vereinigten Königreich zu Hilfe. Der soll uns eine neue beschaffen, aber hurtig!”

Der Lakai eilt davon.

Der Minister sitzt wieder entspannt an seinem Schreibtisch, da wird er erneut gestört. Es tritt ein der weltgewandte Identitätsbeschaffer Sir Anhalt. Er wirkt ein wenig zerstreut, aber zuversichtlich.

Der Minister: “Anhalt, welche Freude Sie zu sehen. Hat unsere bescheidene Zahlung von ein paar läppischen Zigtausendern Sie erreicht? Und haben Sie am Ende gar schon unsere Identität gefunden?”

Sir Anhalt mit stark britischem Akzent: “Gewiss, mein Herr, ich würde vorschlagen: Österreich, das Land der unberührten Natur und der lustig unerzogenen Kinder.”

Der Minister: “Aber hat das nicht schon Schweden?”

Anhalt: “Damn, dann eben: Österreich, das Land der Nudeln und rasanten Autofahrer!”

Der Minister bereits leicht verstimmt: “Das ist doch Italien!”

Anhalt: “Aber jetzt hab ich es: Österreich, das Land der Berge und des Intellekts.”

Der Minister nun schon spürbar ungehalten: “Und die Schweiz?”

Anhalt: “Okay letzter Vorschlag: Österreich, das Land der Toren.”

Der Minister fassungslos: “Toren?”

Anhalt: “Ja, die Toren zur Welt. Ist das nicht superb?”

Der Minister: “Sie sind ein Genie, Anhalt, das Volk und ich sind Ihnen zu tiefstem Dank verpflichtet!”

Der Minister zum Lakaien: “Bringen Sie Sir Anhalt hinaus und geben Sie ihm noch einmal 100.000 Euro mit auf den Weg!”

Vorhang

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Quelle: http://text.derstandard.at/1334132507009/Nation-Branding-Prozess-Mitterlehner-will-Identitaet-Oesterreichs-bis-April-2013-finden

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