Kategorien
Buch des Monats

Un/Buch des Monats April

Rainer Moritz: „Der ganz große Traum – oder wie der Lehrer Konrad Koch den Fußball nach Deutschland brachte“, rororo März 2011

Der junge Lehrer Konrad Koch kehrt von England nach Braunschweig zurück und will seinen pubertierenden Schülern Teamgeist und Ballgefühl beibringen. Ja, wir reden über Deutschland und über Fußball. Das Problem: Wir schreiben das Jahr 1874 und das lokale Bildungsbürgertum, besonders die Lehrerkollegen und der rabiate Vorsitzende des Elternvereins, können dem „britischen“ Spiel nichts abgewinnen. Immer wieder unternimmt der engagierte Junglehrer einen neuen Versuch, um die positiven Effekte des Fußballsports zu demonstrieren. Doch die Gegner sind ihm bei weitem überlegen.

Während in England immer wieder gut gemachte Bücher und Filme über Fußball erscheinen, die die Gesellschaft, insbesondere die Arbeiterklasse, in aller sozialen Härte zeigen, geht es in Deutschland weit betulicher zu. „Der ganz große Traum“ ist handwerklich sauber gemacht, aber auch klischeelastig, platt, brav und bieder. Die Deutschen scheinen von fußballhistorischen Stoffen (remember Bern?) gar nicht genug zu bekommen, arbeiten diese aber regelmäßig so auf, als wäre der „Club der toten Dichter“ noch nicht erfunden worden. Ob Daniel Brühl als Protagonist im demnächst auch bei uns anlaufenden Film da etwas retten kann? Das Buch ist jedenfalls nur für historisch besonders Interessierte von Relevanz – und auch die werden sich möglicherweise an der Darstellung stoßen. Es gibt nämlich nicht wenige Insider, die die Frühgeschichte des deutschen Fußballs einigermaßen anders sehen. Für nicht ganz so bildungshungrige Fußballfans ist der “ganz große Traum” ein Rückpass. Und den sollte man tunlichst nicht in die Hand nehmen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert