Schon wieder ein erstaunliches Theater-Experiment, das der steirische herbst und das Schauspielhaus Graz da in Auftrag gegeben haben. Der argentinische Regisseur Mariano Pensotti hat verschiedene Autorinnen und Autoren aus mehreren Ländern um Textbeiträge gebeten, die er zu einer Collage zusammenfügt. Drei junge Frauen und zwei junge Männer eilen von Szene zu Szene, von Buchstabe zu Buchstabe, von einem nicht erlebtem “Erlebnis” zum nächsten. In kleinen hölzernen Kabinen werden Gedanken zu den großen Themen unserer Existenz präsentiert. Zur Liebe, zum Tod, zur Zukunft, zu den Eltern. Daneben gibt es kluge und stellenweise sehr komische Gedanken zum Leid der Dolmetscher und der Begeisterung für den Physiklehrer. Einer der brillantesten Texte (und das sagen wir ohne Lokalpatriotismus) stammt von Clemens J. Setz. Der Grazer Autor variiert den Besuch eines Mannes bei der Wahrsagerin in immer neuen Schleifen, am Ende jedoch gibt es stets den Kirschkern als grausame Pointe. Die originell inszenierte Revue des Alltäglichen, in der Polaroid-Fotos als Werkzeug der Erinnerung eine große Rolle spielen, erwartet die Zuseher noch am Samstag, den 9. 10., und Dienstag, den 12. 10. Ab 22. Oktober wird das Stück dann vom Schauspielhaus im regulären Programm der Probebühne gezeigt. Große Empfehlung!
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