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Dramolett des Monats: Alles nur ein Spiel

Vorhang. Wir sehen ein schmuckloses Büro in Graz. An einem braunen Kunststofftisch mit Holzdekor sitzt ein Mann im Steireranzug und ein zweiter in Jeans mit Polohemd. Ein junger Gehilfe mit stierem Blick, randloser Brille und grauem Anzug hockt daneben und gießt umständlich ein Bier in einen Tonkrug ein. Die Stimmung im Raum ist angespannt.

Der Eine: “Sie sind mir ein feiner Berater. ‘Heimat schreiben wir auf unsere Plakate’, haben Sie gesagt, ‘das werden sich die anderen nicht traun’. Und was ist? Die Schwarzen plakatieren ‘Heimatliebe’. Und haben uns schon eingesteckt”.

Er schnaubt auf. Dann spricht er weiter.

“Dann haben Sie gesagt: ‘Unser Geld für unsre Leut!’ und alle Welt denkt nur an die Millionen vom Saddam und an die Hype Alpe Adria. Weltklasse, wirklich. So gewinnen wir nicht einmal einen Blumentopf, da kann ich noch so viel durch die Gegend fahrn und all meinen Kameraden persönlich die Händ schütteln!”

Der Zweite mit seltsam kehligem Akzent: “Hascht du no immr net unsere Strategie begriffen, du Doofmann? Pro-vo-ka-tion. Im Namen der Na-tion. Aber scheibchenweis! Wie bei einem guaten Käs, nit alles auf einmal fressen odrr!”

Der Eine schaut ratlos zum Gehilfen: “Was meint der? Ich versteh kein Wort!”
Der Gehilfe: “Herr Doktor, ich hab gleich gsagt, es ist keine gute Idee, einen Schweizer zu holen, da kapiern wir ja gar nix, was der daherredet!”

Der Zweite ungeduldig, versucht hochdeutsch zu sprechen: “Hört zu, Ihr Blödmänner. Das war erst der Anfang odrr. Als nächstes stellen wir ein superscharfes Computerspiel ins Internet. Da kann man auf Minarette und Muezzine zielen. Haben wir in der Schwyz auch gemacht. War das ein Wirbel odrr!”

Der Erste: “Was wollen Sie? Mit dem verteufelten Internetz fangen wir gar nicht erst an, ist schon schlimm genug, dass wir da eine Heimseite anlegen mussten. Wen soll denn das interessieren? Spielen? So ein Quargel. Kann wirklich nur einem Ausländer einfallen!”

Der Zweite mit drohendem Unterton: “Sag du no eimal Ausländrr zu mir, du Holzkopf odrr!”

Der Gehilfe denkt lange nach, dann springt er auf: “Das ist ja die Idee, Herr Doktor! Ein Anti-Minarett-Spiel. So geil! Da werden die Linken Sturm laufen dagegen, die Kirche wird protestieren, die Zeitungen haben ihre Story und wir sind endlich in aller Munde!”

Der Erste zweifelnd: “Und da braucht man unbedingt dieses Internetz dazu?”
Der Zweite versöhnlich: “Schau Doktorle, für dich mach ma auch eine Version mit Kegeln, Würfel und auf Pappe. Versprochen odrr!”

Alle drei lachen, schütteln sich die Hände, klopfen einander auf die Schultern. Der Gehilfe eilt zur Kredenz, holt zwei Bierflaschen und schenkt den Inhalt ungeschickt in Tonkrüge. Zweisprachig erklingen die Trinklieder. Das Spiel kann beginnen.

Vorhang.

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