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Musik

Tonträger des Monats

The Rough Guide to Psychedelic Brazil (CD, LP, Download)

Dass Brasilien nicht nur aus Fußball besteht, haben wir schon geahnt. Aber neben dem zweiten Klischee, dem Samba, ist hierzulande dann nur mehr “The girl from Ipanema” ein Begriff. Nach dem Konsum dieser Platte sollte sich das gehörig ändern. Das psychedelische Brasilien, das sich hier zeigt, ist ein riesiger knallbunter Trip durch die Jahrzehnte. Die Glockenhosen schlagen im Takt. Freie Liebe. Wäre da nicht diese schreckliche Blumenallergie. Passend zum bald anstehenden Sommer und bestens geeignet als Kontrastprogramm zur kommerziellen Kickparade. Einiges davon kann man im Netz probehören – vielleicht keine schlechte Idee für Leute, die sich noch nicht sicher sind, ob ihnen Psychedelic wirklich zusagt. www.worldmusic.net

Dirtmusic: Lion City, Glitterbeat

Hinter dem unscheinbaren Bandnamen verbergen sich zwei wahre Größen der jüngeren Musikgeschichte, nämlich der hier zuletzt öfter erwähnte Chris Eckman und der schillernde Australier Hugo Race. Verstärkt werden sie auf dieser Platte unter anderem durch Ben Zabo, Samba Touré, Zoumana Tereta, Aminata Wassidijé Traoré und die Band Super 11 aus Mali. Auch MC Jazz, ein junger Hip-Hopper ist mit von der Partie. Aufgenommen wurde das Album in Bamako während der Unruhen im Jahr 2012. Ende März ist es nun offiziell erhältlich und allen empfohlen, die gern über den rockistischen Tellerrand hinausschauen, aber nicht in der Folklore stecken bleiben wollen. Die E-Gitarre bleibt nämlich im Zentrum des Geschehens, neben viel Percussion und erstaunlich vielen elektronischen Elementen. Für Feinspitze!

Molden / Resetarits / Soyka / Wirth: Ho Rugg, monkey music

Und noch so eine All-Star-Truppe, diesmal aus dem schönen Österreich. Den großen Poeten Ernst Molden sollte man niemandem mehr vorstellen müssen, Willi Resetarits erst recht nicht. Bleiben die auch schon mehr als bewährten Kräfte Walther Soyka an der Harmonika und Hannes Wirth an den Gitarren, die auf dieser Platte immer wieder aus dem Sänger-Duo ein Vokalquartett machen. Ho Rugg ist textlich und auch musikalisch Molden pur, wobei die enge Kooperation mit Resetarits nicht nur den beiden hörbar Spaß macht, sondern auch dem Hörerlein. Kraftvoll, wienerisch, melancholisch, saugut. Inklusive Hommage an den Spezialtoast, den Fernet, die Smart Export. Eingespielt wurde das ganze live ohne falschen Perfektionismus. Genau diese Lockerheit ist eine enorm angenehme Abwechslung zu dem hochgezüchteten Pop-Schas, der auf allen Kanälen läuft. Das obligatorische Ablebens- und Begräbnislied ist auch dabei, nämlich “da dod”, schön in die Mitte der Platte platziert. “Ho Rugg” sollte man an den Wiener Stadtgrenzen jedem einreisewilligen Touristen in die Hand drücken. Sommers wie winters. Live am 10. April in Baden, am 11. in Göttweig, am 21. 4. in Wien, am 23. 4. in Graz und tags darauf in Bad Aussee. www.ernstmolden.at

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