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Dramen, die das Leben schrieb Künstler/innen

Haubentauchers Theaterwochen: Die Frau des Chirurgen

Die Rabtaldirndln & toxic dreamsThe Unreal Housewives of Graz vs. The Unreal Housewives of Vienna

Die Rabtaldirndln aus der Steiermark treffen auf toxic dreams aus Wien (und dem Rest der Welt). Grundlage des Stücks ist das Phänomen der Serie, ganz konkret die “Hausfrauen”-Serien, wie sie zuerst in den USA, später mit den “Vorstadtweibern” auch in Österreich sehr erfolgreich liefen. Das Prinzip darf daher seit Jahren als bekannt vorausgesetzt werden: Ein mehr oder weniger bunter Haufen an tendenziell gelangweilten Frauen vertreibt sich die Zeit mit Tratsch & Klatsch, mit Charity-Events und im TV auch mit dem einen oder anderen Betrug bis hin zu Mord und Totschlag. Das Verbrechen und damit auch die Spannung ersparen sich die Theater-“Housewives” im Kristallwerk, sie setzen statt dessen auf bissigen (Trash-)Talk und auf Gesang (was speziell die Auftritte der Wienerinnen betrifft).

Das Resultat kann man/frau “enorm witzig” finden, wie die Redakteurin einer kleinformatigen Tageszeitung. Man/frau muss aber nicht. Die Stärke des Abends spielt sich im ersten Drittel ab, wenn die vier Rabtaldirndln im Tennis-Outfit über die Gattinnen von Schönheitschirurgen und Bankern vom Ruckerlberg lästern, sich dabei aber auch ständig in die schön frisierten Haare geraten. Das alles ist ein Vollbad im Klischee samt Schönheits-OPs, Sorgen mit Kindern und Kindermädchen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Langeweile und verweigertem Sex. Schon dieser Teil hätte mehr Straffung vertragen und in dieser Tonart geht es weiter. Die vier unrealen “Housewives” aus Wien positionieren sich recht nah am US-Original, so nah, dass es durchaus ein wenig unangenehm wird – und das trotz mancher gelungener musikalischer Einlage. Das zieht sich englisch-deutsch gewaltig durch den Abend. Dann treffen die beiden Gruppen aufeinander und befetzen einander. Eh lustig, aber auch sehr rasch durchdekliniert. Und dann gibt es sowas wie eine Verschwesterung. Und dann ist es wieder vorbei.

Schön ist die Inszenierung, stilsicher die Outfits, auch der eine oder andere Dialog sitzt. In Summe sehen wir wie erwähnt deutlichen Kürzungsbedarf. Aber vielleicht haben wir auch einfach andere Vorstellungen von Humor.

Weitere Vorstellungen: 9.,10.,11. und 12. Juni, jeweils 20:00
Kristallwerk, Viktor-Franz-Straße 9, 8051 Graz
Termine in Wien ab 21. Oktober 2022
Foto: TimTom

1 Antwort auf „Haubentauchers Theaterwochen: Die Frau des Chirurgen“

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