Wolfgang Pollanz (Herausgeber): “Baby, You Can Drive My Car”, Edition Kürbis 2020
Wenn es etwas gibt, das das musikalische, verlegerische und literarische Schaffen des Wolfgang Pollanz verbindet, dann ist das die Liebe zu “Compilations” aller Art und der Hang zur Verbindung von Popmusik und Popliteratur. Ach ja, die Autos tauchen in seiner Biographie auch da und dort auf.
So darf es also nicht wundern, dass er sich mit Gleichgesinnten einem Thema widmet, das derzeit nicht gerade hoch oben auf der “Agenda” steht. Autos sind von coolen Kultobjekten in den Augen vieler zu lästigen stinkenden – und damit uncoolen – Blechdosen geworden. Das Design ist heutzutage selbst bei Luxusmarken eine traurige Angelegenheit. “Charakter” dürfen heutige Autos nur mehr in den seltensten Fällen haben. Warum also dann diese vielstimmige Hymne auf den Benziner oder Diesel? Weil wir halt alle älter werden und bei dieser Sammlung an Texten die Nostalgie eine wichtige Rolle spielt. So sieht Heimo Mürzl in seinem Intro das Auto als “ideale Projektionsfläche für das Aufbrechen und Unterwegssein” und bekräftigt das durch die Umstände der Corona-Zeit. Dass der Traum von der eigenen Blechkiste etwas zutiefst Unurbanes und letztlich auch Spießiges ist, bleibt dabei auf der Strecke.
Glücklicherweise bietet das Auto aber noch wesentlich mehr Facetten, wie Dominika Meindl direkt im Anschluss beweist. Sie beginnt bei einem ärgerlichen Irrtum in der Führerscheinstelle und kommt dann zum schönen Satz: “Autofahren ist unheimlich dumm. Ich hätte gerne, dass es mir der Staat verbietet, oder meinetwegen die EU…”
Piloten ist aber nichts verboten und so gewinnt die Textsammlung an “Drive”. Von Songs über Autos, Erinnerungen an den alten Lada, einer Zukunftsvision von Austrofred und einem heiteren bösen kleinen Text von Daniel Wisser gleitet das Buch dahin – ohne zu hetzen.
Viel Skoda, ein bisschen Opel und dann sogar ein Moskwitsch 412 bei Walter Gröbchen. “Asphaltblüten”-Bilder von Fritz Grill, fotografiert von Christian Koschar. Und interessante Überlegungen von Irene Diwiak: Warum ist Autofahren cool und Autobus-Fahren uncool? Am Ende gibt es noch eine monumentale Ode an die Autobahn von Andreas Unterweger. Und so wird aus der seltsamen Idee eine schöne Sammlung von Ansätzen, Ideen und sentimentalen Erinnerungen. Ideal für Leute, die immer noch an das Mystische im Auto glauben. Oder kurz gesagt: Voll Super.
Live am 7. 10. 2020 im Literaturhaus Wien.
Anmeldung muss sein. Anreise mit dem eigenen PKW eher nicht.