“Passagers”
“Jetzt hast Du Baccalà gesehen und die 7 Fingers, was hat Dir denn besser gefallen?”, frage ich die Begleitung, als die vormittägliche Weihnachtsvorstellung in der Stadthalle vorüber ist. “Hm, ich kann mich nicht entscheiden!”, sagt sie. Und recht hat sie. Denn dort, wo bei den Baccalàs die perfekt aufeinander eingespielte Zweisamkeit dominiert, das Augenzwinkern, die kleinen Gesten, dort gibt es bei den 7 Fingers das schiere Gegenprogramm. Nämlich: Großes Kino!
In der Grazer Stadthalle, wo man mit Tribünen für beste Sicht rundum gesorgt hat, gibt es Projektionen und Installationen und ein imposantes Bühnenbild – und vor allem: ein siebenköpfiges Team aus Kanada, das immer wieder für Staunen bei Groß und Klein sorgt. “Passagers” ist ein Stück über Reisende, über Züge und über die Zeit. 90 Minuten voller Tanz, Gruppendynamik und mit spektakulären akrobatischen Solos. 90 Minuten in einem Zirkus, der zwischen kleinen minimalistischen Szenen und wunderschönen Bildern hin und her wechselt. Der sich auch die Zeit nimmt, um eine Szenerie wachsen zu lassen.
“Passagers” bietet einen Rahmen zum Schauen und Nachdenken. Vergehen die Stunden und Minuten langsamer oder schneller, wenn man mit dem Zug reist? Was passiert, wenn der Nachbar einem plötzlich die Füße entgegen streckt? Wie war das noch mit Einstein und der Lichtgeschwindigkeit? Und was wäre, wenn die Traumszene, in der eine Akteurin die anderen in einen “Freeze”-Modus versetzen kann und dann dezent ihrer Habseligkeiten beraubt, plötzlich Wirklichkeit wird?
Zwischen Athletik und Kraft und faszinierender Beweglichkeit arrangieren die Kanadier ein Programm, das sich aus vielen klassischen Elementen des Zirkus zusammensetzt, und das in seiner Fülle und Leichtigkeit, auch im Verzicht auf ein bloßes Aneinanderreihen von Nummern, neue Maßstäbe setzt.
Wahlweise ein großer Abend oder ein bezaubender Vor- respektive Nachmittag. Und für Leute, die sonst alles haben, auch eine Gala-Nacht. Termine und Tickets gibt es hier: www.cirque-noel.at
Foto: © Cirque Noël Graz / Nikola Milatovic
