Phillip Müller (Hg): „Denken. Wissen. Handeln. Wirtschaft“, Westend Verlag Juli 2019
Zum 15. Geburtstag schenkt sich der tendenziell links der Mitte angesiedelte Verlag aus Frankfurt eine bunte Reihe von Sachbüchern. Netter Nebeneffekt: Selbst dicke Schwarten wie diese mit 380 Seiten kosten nur 15 Euro. Und diese Investition ist es sicher wert, auch wenn man nicht mit allen Thesen der Autorinnen und Autoren einverstanden sein muss. Der Band über Wirtschaft beginnt sehr grundsätzlich bei Definitionsfragen (etwa zum Unterschied zwischen Ökonomie und Wirtschaften) sowie bei der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Wirtschaftstheorien (etwa Schumpeter und sein Verhältnis zu den Neoklassikern).
Es geht weiter bis in die Gegenwart, ja selbst die unmittelbare Zukunft mit neuen Quasi-Monopolen wie Amazon und der drohenden Klima-Katastrophe werden behandelt. Dazwischen gibt es einen Text, besser gesagt ein Interview der deutschen Paradelinken Sarah Wagenknecht, die erklärt, warum sie nicht an Schulen ohne Notengebung glaubt und die interessanterweise auch an Schumpeter anknüpft, wenn sie erklärt, was einen Unternehmer ausmacht.
In Summe ist das umfangreiche Buch vor allem ein sehr gutes Nachschlagewerk, das alle wesentlichen ökonomischen Themen behandelt – dies aber, das sollte man der Fairness halber dazu sagen – durchgängig aus einer kapitalismuskritischen Perspektive. Das mag man jetzt links nennen oder nicht. Man kann es auch gerne kontrastieren mit herkömmlichen Ökonomiebüchern, die erstaunlich oft „den Markt“ nach wie vor als sakrosankte Einheit darstellen, den man möglichst in Ruhe vor sich hin arbeiten lassen solle. Der umfangreiche Band ist daher eine interessante Kompilation von Gegen-Positionen und nicht nur für Wirtschaftsinteressierte, sondern vor allem auch für Studis sämtlicher ökonomischer Disziplinen zu empfehlen.