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Musik

Tonträger des Monats Juli / INT

BILL RYDER-JONES: “Yawny Yawn”, Domino Records VÖ 26. 7.

Ein zauberhaftes Vorhaben. Der Brite aus West Kirby, der einst The Coral mit begründete, nahm vergangenes Jahr ein feines Album namens Yawn auf. Und kam anschließend auf den interessanten Gedanken, sämtliche Songs noch einmal einzuspielen, nur mit seiner Stimme und einem Piano.

Er selbst sagt dazu: “Ich kann mich nicht erinnern, warum ich es für eine gute Idee hielt, eine Klavierfassung von Yawn zu machen, ich nehme an, irgendwann hatte ich das Gefühl, dass das Original zu viel Schwung hatte. Es hat eigentlich ziemlich viel Spaß gemacht, obwohl ich seitdem eine Abneigung gegen das Aussehen meiner Hände entwickelt habe”.

Das ist natürlich Humbug, die Hände sehen total okay aus. Vor allem aber, und das ist das wirklich Entscheidende, die Neuinterpretation ist wie Weihnachten, Ostern, Silvester, Muttertag und Geburtstag in einem. Der Bauch sagt einem: “Der singt das nur für mich”. Das Herz geht einem auf. Die Welt steht still. Und ganz am Ende gibt es sogar noch einen “Happy Song”.

Ein zartes Meisterwerk.

ELLIE FORD:”Light. Repeated”, Lotte Lindenberg 2019

England, die zweite. Die fünf Musiker*innen aus Brighton rund um Band-Leaderin Ellie Ford haben ihr Album im Studio des engagierten Labels Lotte Lindenberg in Frankfurt/Main aufgenommen. Keine Witze mit dem derzeit so komplizierten Verhältnis zwischen England und Deutschland bitte.

Im Ernst also: Ellie spielt seit eh schon immer Harfe und hat eine oho, aber wie wunderbare Stimme. Indie trifft Folk trifft Rock und Pop und zwischendurch darf auch der Jazz dezent ran. Die Natur spielt eine recht große Rolle, die Zwischenmenschlichkeit auch.

Der Sound ist lässig im wahrsten Sinne des Wortes, aber vor allem und immer wieder sind es die Vocals, die begeistern. Direkt im Sommerloch funkelt da ein Diamant. 

JESCA HOOP:  “Stonechild”, Memphis Industries VÖ 5. 7. 2019

Und gleich noch eine Künstlerin aus UK, diesmal ist es Manchester. Jesca Hoop hat für ihr neues Album mit John Parish zusammengearbeitet und da kriegen PJ Harvey Fans wie wir rote Öhrchen vor Begeisterung. Geblieben ist ihr eher fragil angelegtes Gitarrenspiel, dazu kommen aber allerlei Sounds von diesem und jenem – und eine Stimme, die mit der ehrwürdigen Polly Jean durchaus mithalten kann.

Jesca Hoop gibt als Inspiration frühen Blues, Gospel, Kammermusik und “Murder Ballads” an, transportiert diese Einflüsse mit “Stonechild” in ein kompaktes Werk, das vielschichtig, aber nie anstrengend ist. Zwei bis drei Sekunden und schon hat dich ein Song von ihr hoffnungslos gefangen. Für Selbstversuche empfehlen wir “Shoulder Change” oder einfach das ganze Album. Prädikat: Kaufen! Du wirst es nicht bereuen, liebe Leserin, werter Leser.

Live gibt es die Britin derzeit bei Sommerfestivals, im Oktober kommt sie auch in unsere Nähe:

19.10. Hamburg – Häkken
20.10. Kopenhagen – Vega
22.10. Berlin – Privatclub
24.10. Prag – Café V Lese
25.10. Wien – Haus Der Musik

FISCHER-Z: “Big Wide World”, Single PIAS Records

England, die vierte. John Watts hat maßgeblich für den Soundtrack unserer Jugendjahre gesorgt. Der schräge Brite spielte mit allen Großen seiner Zeit, vor allem aber hat er es mit seiner Band Fischer-Z (gekonnt very british ausgesprochen in etwa: Fish’s Head) geschafft, in Heavy Rotation durch die späten 1970er und die frühen 1980er zu fischeln. Er hat bislang 20 Alben veröffentlicht und gut 2 Millionen Exemplare davon verkauft. Im September kommt ein neuer Longplayer: „Swimming In Thunderstorms“ (VÖ 13.09.). Derzeit ist Watts auf Festivals in Deutschland und Belgien unterwegs. Im Oktober und November tourt er durch Deutschland und die Schweiz, Ö-Termine haben wir noch keine gefunden. Aber das kann ja noch werden. Als Vorgeschmack auf die neue Platte gibt es die pressfrische Single:

SHE’S EXCITED & DISCOHEADS: “Nothing”, Single 2019

Ganz am Ende noch eine nette Geschichte aus dem Leben eines Bloggers. Man sitzt so da und überlegt, wenn man am liebsten verreißen würde, und dann kommt ein charmantes kleines mail: “ich heiße Anne, bin aus München, aber lebe in Brooklyn und bastle an dunkler Electronica mit meinem Kopiloten aus Wien. Heute ist ganz frisch unsere neue Single erschienen. Wir haben zwar den Atlantik zwischen uns, aber wir spielen nach wie vor Shows hier in NYC und in Wien (und mehr). Deshalb dachte ich, das könnte was für euch sein.” Und wo sie Recht hat, die Anne, da hat sie Recht. Der Song ist wirklich was für uns – und für euch da draußen sicher auch. Weil nämlich gar nicht sooo dunkel und dark, sondern eher sehr leuchtend. Im Herbst sollte es eine EP geben, wir hoffen, dass Anne uns dann wieder schreibt.

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