Noam Chomsky / Emran Feroz: „Kampf oder Untergang! Warum wir gegen die Herren der Menschheit aufstehen müssen“, Westend Verlag 2018
Ein ungleiches Paar findet in diesem als Dialog geführten Streifzug durch die Gegenwart zueinander: Noam Chomsky, Jahrgang 1928, der Universalgelehrte, Sprachwissenschaftler, Philosoph, dessen Wirken beinahe ein ganzes Jahrhundert prägt. Dieser Kritiker und Mahner jüdischer Herkunft trifft auf den jungen Journalisten und Aktivisten Emran Feroz, Jahrgang 1991. Der gebürtige Afghane, der unter anderem für Die Zeit, Al Jazeera und die New York Times schreibt, setzt mit diesem Buch dem großen Intellektuellen Chomsky ein lebendiges Denkmal.
Dem Buch liegen mehrere Interviews zugrunde, die Feroz mit Chomsky führte: Sie zeichnen anhand der zur Sprache kommenden Themen ein düsteres Bild vom Ist-Zustand unserer Welt. Chomsky zeigt gnadenlos die Fehlentwicklungen der (amerikanischen) Geschichte auf und legt den Finger in viele offene Wunden: China, Migration, Klimawandel, der Waffenkult in den Vereinigten Staaten. Es scheint, als hätte das Scheitern der Gesellschaft System. Die Rolle der USA wird dabei schonungslos aufgedeckt – ob in Hinblick auf Israel, den Iran oder den Völkermord im eigenen Land, letztlich bleibt ein beklemmendes Gefühl, dass das, was man als Laie und Beobachter von Nachrichten ahnte, nur die Spitze eines riesigen Eisberges ist. Und will man diesen Vergleich weiterspinnen – ja, wir alle sind Passagiere auf der Titanic. Was uns retten kann, nennt Chomsky intellektuelle Selbstverteidigung. So bleibt er trotz des drohenden Untergangs optimistisch.
Prädikat lesenswert, mit vielen neuen Einsichten.
Rezension: Haubentaucherin mb