Brandstätter versus Brandstetter Diskurs. Verlag Kremayr & Scheriau 2018
Diskurs – so lautet der Untertitel und stellt von Beginn klar, dass der Journalist Helmut Brandstätter den Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter keinesfalls interviewen will. Die Herren zeigen sich auf dem Buchumschlag dann auch gegenseitig den Zeigefinger, wie es sich in einer ordentlichen Diskussion gehört.
Ein freundschaftlicher Schlagabtausch ist auf dem Buchrücken angekündigt. Auf den ersten Seiten im Buchinneren ist dann aber erst einmal ausführlich von der Zeitung KURIER (in Versalien geschrieben) die Rede, was erstens ob der Schreibung beim Lesen irritiert und außerdem den Verdacht nährt, die Zeitung bewerbe sich in erster Linie selbst. Das hätte man auch subtiler lösen können.
Die in Dialogform geführte Erzählung gibt Einblicke in die gemeinsame Studienzeit der Brandstä/etters und lässt keinen Zweifel an der echten Freundschaft der beiden. Helmut Brandstätter ist dabei zwar das bekanntere Gesicht, erzählt aber die faderen Geschichten. Die Qualität des Gesprächs steigert sich, als Wolfgang Brandstetter überraschend klare Einsichten in das Rechtswesen dieses Landes, sein Rechtsverständnis, die Regeln eines Rechtsstaates bis hin zu den aktuellen politischen Entwicklungen gibt. Und dabei mehr Sympathiepunkte abräumt, als ihm wahrscheinlich als Justizminister und Kurzzeit-Vizekanzler zuteil geworden sind. Man kommt nicht umhin festzustellen, dass der Jurist Brandstetter ein echter Kapazunder ist und stellt mit Bedauern fest, dass hier jemand die Regierung verlassen hat, den sie dringend brauchen würde.
Daher empfiehlt die Haubentaucherin besonders aktuellen und zukünftigen Politikern die Lektüre dieses Buches. Sie könnten sich nämlich den einen oder anderen Satz in ihr Stammbuch schreiben. Unseren Lieblingssatz haben wir jedenfalls schon gefunden: „Es gibt etwas, vor dem alle gleich sind und an das alle gebunden sind, nämlich das Recht.“
MB
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