Die zarte Finnin Kati Pikkarainen und der kräftige Franzose Victor Cathala samt Hund und einem alten wundersamen Auto sind: Der Cirque Aïtal. Und das bereits seit 2004. Aïtal ist okzitanisch und heißt in etwa „genau so ist es“. Der Titel des aktuellen Stück bedeutet auf deutsch: „In guten wie in schlechten Zeiten“. In der Liebe wie im Streit sind sie also vereint. So beweisen sie mit ihrem hinreißenden Stück große Gefühle in einem – verhältnismäßig – kleinen Zelt. Das schaut auf den ersten Blick nach gar nicht so viel Aufwand aus, doch wer sich genauer im Augarten umsieht, wird erkennen, dass gerade dieser Minimalismus technische und artistische Perfektion braucht. Daher: viele kleine Details im Zelt und etliche Zirkuswagen außen herum.
Das Stück beginnt mit der Ankunft der beiden, mit musikalischen Miniaturen und Interaktion mit dem Publikum in der ersten Reihe. Dann finden sie immer wieder zusammen, zanken sich, vereinen sich, erzählen eine wunderschöne Zirkusgeschichte in mehreren Akten. Victor wirft Kati durch die Lüfte, hebt und trägt sie – und wenn es sein muss, stemmt er auch das Auto in die Höhe. Katis Saltos und Kletteraktionen sind atemberaubend. In der Disziplin „hand to hand Akrobatik“ macht den beiden so schnell keiner was vor. Und: Wer sich die anfangs weiße Kleidung von Kati und Victor am Ende anschaut, wird sehen, dass Liebe nicht nur ein Bad im Blumenmeer ist, sondern auch eine Staub- und Schlammschlacht.
Als Finale gibt es Standing Ovations des Publikums und das wunderbare Gefühl, einen subtilen und poetischen Theaterabend im Zelt erlebt zu haben.