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Stück-Werk des Monats

Günter Eichberger: “Ferienmörder. Stücke.” Ritter Literatur 2016.

Der Grazer Autor und Kolumnist Eichberger vereint in seinem neuesten Buch fünf Theaterstücke zu einer  Tour de force durch Gefangenenhäuser und psychiatrische Einrichtungen, an den Hof eines Königs, wo der Narr gerade mit seinem Zumpferl spielt, weiter zum Sandstrand, in ein Wirtshaus mitten in der Wüste und schließlich zu einem “neutralen” Ort, an dem Maria als Nixe und Josef als Wassermann agieren. Das Personal ist übersichtlich, die Dialoge schalten blitzschnell von philsophisch auf absurd um und die Hintergrundmusik verrät einen tendenziell sehr guten Geschmack. Als Leser beginnt man sich zu fragen: Wo endet die Wirklichkeit, wo beginnt der Traum und ist Korruption strafbar, wenn man sie nur herbeiphantasiert hat? Auch wenn die Sprache des Autors stückübergreifend Ähnlichkeiten aufweist, so unterscheiden sich die Settings doch stark. Kein Wunder, umfasst das Buch doch Werke von 1989 bis 2013. In einem Nachwort kommentiert Eichberger die Entwicklung der Texte, erzählt einen hübschen Wüstenwitz und meint treffend: “Der Autor ist der Gott in seinem persönlichen Kasperltheater. Aber auch seine nur symbolische Macht ist reiner Missbrauch. Also muss der Autor als Figur entmachtet werden. Und zwar vom Autor selbst.” Wer dabei Zeuge werden will und die eigene Phantasie auf so manchen Irrweg begleiten möchte, wird dieses Buch mit großem Genuss lesen.

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