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herbstblog 3: Der Nino aus Wies (naja fast)

“Das grüne Album” von Natalie Ofenböck und dem Mann, den sie Nino aus Wien nennen, hätte ebenso gut in den Tonträgern des Monats landen können. Da die beiden verstärkt durch Band, Hackbrett, Tuba und Harmonika aber auch durch den steirischen herbst touren, ist die Besprechung hier wohl besser am Platz. Als Auftragswerk für den herbst entstanden, fuhren N. und N. durch die schöne Steiermark. In Mariazell bewunderten sie Lebzeltereien und die Seilbahn. In Gamlitz lernten sie den Bürgermeister kennen. Und in die Stadt Graz hat sich der Nino ohnehin verliebt, wie er gestern beim Konzert im grandios gestalteten Club Panamur (vormals Orpheum) bekannte.

“Das grüne Album” ist in Buchform samt beigelegter CD erhältlich. Die Musik changiert gekonnt und charmant zwischen Volksmusikalischem, Austroindiepop neuer Prägung und schnörkellosem Rock. Die Texte baden ausgiebig im Steirerklischee, vom Klapotetz bis zur Käferbohne. Das aber nie peinlich, sondern zumeist mit einer feinen (Selbst-)Ironie. Wie es irgendwie nur der Nino wirklich kann, stört es auch nicht, wenn sich manches nur mit Gewalt reimt und anderes ein klein wenig neben der Spur gesungen wird. Eine Platte, die man beim ersten Hören eher mit Verwunderung aufnimmt, die aber ab dem zweiten Durchlauf ihre magischen Momente hat.

Live entfaltet das ganze eine noch massivere Wirkung. Der Schmäh rennt, das Schlagzeug und die Gitarren sorgen für ordentlich Schwung und Natalie versucht sich als stoisch dreinblickendes Wiener Mädl, während der Nino in seiner unnachahmlichen Art mit dem Tontechniker und dem Publikum kommuniziert. Was passiert, wenn man das richtige Hotel in der falschen Stadt bucht, wieso das Moor im Grenzland für die einen schaurig, für die anderen “urfad” ist und wie das Feuer im Vulkanland lodert, erzählt das Album auf herzerwärmende Art. Buch samt CD sind ein echtes Sammlerstück. Wer sich davon und von den Live-Qualitäten überzeugen möchte, hat dazu noch zwei Gelegenheiten: am 7. Oktober in der Heurigenschank Fedl in Allerheiligen bei Wildon und am 8. Oktober in Leutschach im Kniely Haus.

Foto: Natalie & Nino im Leibnitzer Marenzikeller. © steirischer herbst, Wolf Silveri 2016

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