Der steirische herbst ist da und der Haubentaucher steigt spät, aber doch ins Geschehen ein. Zuerst gilt es hier, die neue Festivalzentrale zu empfehlen, das Graz Museum wurde von der italienischen Architektengruppe orizzontale zur Raumstation umgewandelt. Der Konzertraum, in dem dann Lambert, der Mann mit der Maske, auftritt, ist hingegen recht schlicht und voll bestuhlt. Der deutsche Pianist aber zaubert schon mit den ersten Takten einen bunten Abend herbei, der ebenso humor- wie stimmungsvoll wird. Lambert zitiert frei aus der Musikgeschichte, selbst Herrschaften mit zweifelhaftem Ruhm wie Phil Collins werden da plötzlich in ein neues, durchaus schmeichelhaftes Licht gerückt. Neben seinen Ansagen voll charmanter Komik überzeugt Lambert in jeder Phase durch seine Meisterschaft am Klavier, die stets mit einem Augenzwinkern und einem zarten Anstreifen am Schmalztopf verbunden ist. Das war so überzeugend, dass wir uns gleich nach der letzten Zugabe die Vinylplatte kaufen mussten. Prädikat: Einmalig.
Foto: steirischer herbst 2015 / Lambert by Jona Kaellgren