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Nachbericht des Monats: ar/:s:/onore

Nun ist der Haubentaucher ja kein ausgewiesenes Klassik- und E-Musik-Portal und unsere Kennerschaft in diesen Sparten ist offen gesagt durchaus limitiert. Weil man aber das Neue erst einmal probieren soll, wagten wir uns an drei Abenden zum Festival ar/:s:/onore, das wir hier vorab auch schon vorgestellt haben. Es folgt ein subjektives Resümee.


3. 9. Helmut-List-Halle: Das Grazer Philharmonische Orchester unter Dirk Kaftan beginnt mit Mozarts Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur, KV 299 (1778). Die Solistinnen Vanessa Latzko an der Flöte und Pauline Haas an der Harfe harmonieren sehr gut mit dem Orchester, das an diesem Abend erstmals in der Helmut-List-Halle auftritt. Bei Hérolds Klavierkonzert Nr. 3 A-Dur steht dann der junge Pianist Sélim Mazari im Mittelpunkt des Interesses und er meistert seine Aufgabe bravourös. Ein wuchtiges, sicherlich nicht leicht zu spielendes Stück, das sehr souverän dargeboten wird. Nach der Pause gibt es dann Beethovens berühmte Symphonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55 “Eroica”. Hier besticht das Orchester, nur der Dirigent übertreibt es unseres Erachtens mit den Show-Einlagen. Der Abend endet mit viel Applaus des zahlreich erschienenen Eröffnungspublikums, das dem der “styriarte” in seiner Altersstruktur und Kleidung sehr ähnelt. Das sollte sich im Verlauf des Festivals zumindest teilweise ändern.

Foto Sélim Mazari: ©ar/:s:/onore 2015

6. 9. Schloss Eggenberg, Planetensaal: Beim Schlosskonzert „Sextett & Mehr“ treten internationale Spitzenmusiker/innen wie die grandiose Klarinettistin Sharon Kam, Ramón Ortega Quero an der Oboe, Flötist Karl-Heinz Schütz, Pauline Haas an der Harfe und Christopher Hinterhuber sowie Gastgeber Markus Schirmer am Klavier mit jungen Kollegen der Kunstuni Graz (KUG) gemeinsam auf die Bühne. Der Abend ist reich an Höhepunkten – und er ist klug zusammengestellt. Das Sprödere wird abgelöst vom Temperamentvollen, das Duo von der größeren Besetzung. Das verbindende Element ist die Zeitgenossenschaft. Alle Komponisten dieses Konzertabends sind am Ende des 19. oder am Beginn des 20. Jahrhunderts geboren und alle waren sie Franzosen. Neben den bekannten Namen Poulenc und Ravel gibt es “Les Citations” von Henri Dutilleux, “Controversia” von André Jolivet und ein Konzert für Klavier, Violine und Streichquartett des leider früh verstorbenen Ernest Chausson. Es wäre ungerecht, hier einzelne Musiker hervorzuheben, der Abend verläuft in seiner Summe höchst erfreulich. Insbesondere das Finale mit dem uns bislang unbekannten Werk von Chausson begeistert und macht Vorfreude auf den letzten Termin bei ar/:s:/onore. Und das Publikum? Ist altersmäßig durchmischter als am ersten Tag, insbesondere aus den Reihen der KUG dürften einige ins Schloss gepilgert sein.

Foto Sharon Kam: © Maike Helbig, ar/:s:/onore 2015

7. 9. abermals Planetensaal im Schloss Eggenberg: Am Finaltag kommen zuerst die kleinsten Besucher/innen auf ihre Kosten, sie dürfen der Generalprobe für den “Karneval der Tiere” lauschen. Am Abend dann wird es unernst. Wolfram Berger rezitiert zu Beginn den Maskenball der Tiere von Karl Valentin, danach gibt es Schuberts berühmte “Forelle” mit einem hochkarätigen Quintett: Markus Schirmer am Klavier, Benjamin Schmid an der Violine, Thomas Selditz an der Viola, Clemens Hagen am Cello und der großartige Petru Iuga am Kontrabass. Nach der Pause wird der Saal in blaues Licht getaucht. George Crumbs Walgesang (“Vox Balaenae”) steht am Programm und scheidet die Geister. Den einen (darunter der Autor dieser Zeilen) gefällt die virtuose Unterwassermusik mit Flöte, Cello und einem reichlich schrägen Klavier ausgezeichnet, die anderen macht es eher unrund. Einigkeit besteht dann wieder darin, dass der abschließende “Karneval der Tiere” von Camille Saint-Saens famos dargeboten wird. Wolfram Berger verfasste dazu neue “saukomische” Zwischentexte und trägt sie selbst vor, dass es viele vor Lachen schüttelt. Schirmer und Hinterhuber an den Klavieren begeistern mit Witz und Tempo, zwischendurch versucht Schirmer sogar eine Erstbesteigung von Kontrabassist Iuga. Sharon Kam als Kuckuck muss sich zeitweilig ins Hinterstübchen verziehen. Am Ende verzaubert der lang ersehnte Schwan und ein Festival der Sonderklasse endet mit einem Gala-Diner für Betuchte.

Foto Wolfram Berger: © Martin Hauer, ar/:s:/onore 2015

Resümee: Die Premiere ist in überzeugender Weise gelungen. Für die kommenden Jahre hoffen wir auf weitere neuartige Ideen des Duos Markus Schirmer & Werner Schrempf. Und auf noch mehr junges und neugieriges Publikum, gerade die zeitgenössische Musik hätte sich einen vollen Planetensaal verdient. Bislang hat das Festival schwerpunktmäßig die Kernschichten der bisherigen Eggenberger Schloßkonzerte erreicht. Das könnte und sollte sich sukzessive ändern…

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