Jorgo Chatzimarkakis: „Tagebuch eines griechischen Euro“,
Größenwahn Verlag 2015
Eine kleine griechische Euromünze mit Eule auf der Rückseite erzählt aus ihrem Leben. Sie landet der Reihe nach bei einem Wirt in Kreta, bei den Olympischen Spielen in Athen und bei Geheimverhandlungen zwischen Luxemburgern und Griechen. Sogar in den Besitz des Ministerpräsidenten gerät sie, um am Ende im Meer zu versinken. Der deutsch-griechische Politiker Chatzimarkakis schildert mit ihrer Hilfe die schwierigen Verhandlungen zwischen EU und Athen, die Ressentiments auf den verschiedenen Seiten der runden Tische, das zähe Ringen um die gemeinsame Währung. Das Positive am Konzept: Man bekommt Einblicke in Hintergründe und Vorurteile. Die Kehrseite der Medaille wird im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar. Allerdings hat das Buch auch ein gravierendes Manko: Es ist im Stile eines Aufsatzes geschrieben, wie ihn Mittelschüler/innen nach den Ferien schreiben müssen. Das klingt in vielen Passagen so hölzern und bemüht, dass man sich wünschte, der Verlag hätte einen Ghostwriter oder zumindest einen guten Lektor engagiert. Ein Politiker ist eben noch kein guter Autor. Daher sollten nur Menschen zu diesem Buch greifen, die sich leidenschaftlich für das Thema per se interessieren. Literarisches Vergnügen sollte man sich hier sicherlich keines erwarten.