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La Strada Blog 3: Im Heim

Neville Tranter: “Mathilde”

Wenn der Großmeister des Puppentheaters mit seinen Kreationen und Kreaturen auf die Bühne kommt, dann bleibt einem nicht selten das Lachen im Hals stecken. In diesem Fall spielt Tranters Stück in einem herunter gekommenen Pensionistenheim, wie es sie leider nicht nur in der Phantasie gibt. Mathilde, die Protagonistin, feiert ihren 102. Geburtstag und macht noch täglich Klimmzüge, wenn auch mit viel Mühe. Dann wären da die eigenwillige Lucy und ihr Bruder Henry, der die jüngere Schwester ins Heim geben muss, weil ihm selbst bald das letzte Stündchen schlägt. Und vor allem treten zwei üble Burschen in Erscheinung, die das Heim mit dem schönen Namen “Casa verde” möglichst gewinnorientiert führen wollen und dafür auch gerne beim Pflegepersonal sparen. Tranter erhält dabei (erstmals in Graz soweit wir uns erinnern können) Unterstützung durch einen zweiten menschlichen Darsteller und wird auch von zweien seiner Puppen selbst ins Spiel gebracht.

Wie schon gesagt, das anfängliche Lachen über die drolligen Alten, die von ihrer Vergesslichkeit gebeutelt, immer wieder das selbe äußern, weicht bald einem kalten Schauer, der einem über den Rücken läuft. Zum wiederholten Mal lässt Neville Tranter das Publikum vergessen, dass hier “nur” Puppen am Werk sind. Und bringt große Gefühle auf die Bühne des Next liberty. Am Ende gibt es dann auch noch Grund zum Lachen, als ein waschechter Hund seinen Auftritt hat. Wer Mathilde versäumt hat, kann sich trösten. Am Freitag und Samstag dieser Woche ist Tranter noch mit seiner Hommage an einen alternden Popstar in Graz zu erleben. Infos dazu unter www.lastrada.at

Foto Neville Tranter Stuffed Puppet Theatre: ©Maarten Sitvast

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