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Musik

Tonträger des Monats Mai

Scott Matthew: This here defeat. LP/CD, 
erschienen bei Glitterhouse 2015

Musik von Scott Matthew, das bedeutet stets eine zerbrechliche, verträumte, niemals gänzlich desillusionierte Stimme und dazu bewusst spärliche Instrumentierung. Ein bisschen Cello, Ukulele, Gitarre, viel mehr braucht es nicht, um sich direkt ins Herz des Publikums zu beamen. Live, davon konnte man sich vor kurzem wieder überzeugen, hat der gebürtige Australier zusätzlich einen unnachahmlich schrägen Humor und einige interessante Cover-Versionen auf Lager. “This here defeat”ist Matthews fünftes Album und jeder Freund des Singer-Songwriter-Tums sollte es zumindest Probe hören. Zumal einige Überraschungen lauern: das erste (!) Mal ist eine E-Gitarre mit dabei, sogar ein bisschen Drums und kaum hörbar, aber doch: Elektronik im Hintergrund. Damit hat es sich aber schon mit den Innovationen, Scott Matthew rührt wie gewohnt selbst die rauesten Gesellen mit seinen Songs, die in erster Linie den Abschied und das Ende der Liebe thematisieren. Dabei rechnete der Musiker gar nicht mehr damit, ein neues Album fertig stellen zu können. Vom Leben gebeutelt, war von einem Tag auf den anderen auch noch die Stimme verschwunden. Erst mit einer gehörigen Pause und der Erkenntnis, in Jürgen Stark einen kongenialen Musiker und Produzenten gefunden zu haben, konnte “This here defeat” entstehen. Ja, das Leben ist nicht unbedingt heiter, aber mit einem solchen Soundtrack dann halt doch so schön. www.scottmatthewmusic.com

Facelift: The falling trees, LP / CD, 
erschienen bei Pate Records / Rough Trade 2015

Die Grazer Band hat bereits ein Album mehr als Scott Matthew aufzuweisen und hält recht konstant einen 3-Jahres-Rhythmus bei ihren Veröffentlichungen. Die Gitarre von Clemens Berger kracht wie eh und je im Alternative Rock, der Gesang von Berger und Andrea Orso-Hödl steht bei “The falling trees” nicht mehr ganz so im Vordergrund, was der Sache gut tut. Und Norbert Wallner an den Drums macht einen ausgezeichneten Job. So entsteht in Summe eine Platte, die erwachsener, reifer wirkt als die Vorgängerwerke ohne an Power zu verlieren. Und vor allem klingt “The falling trees” auch noch eigenständiger und unverwechselbarer, was im Segment Indie ja heute auch nicht gerade einfach ist. Nach einem recht intensiven Monat April macht Facelift bis zum Sommer erst einmal Konzertpause. Dann aber sollte man sich das Trio nicht entgehen lassen, denn die Band hat große Live-Qualitäten. www.faceliftmusic.com



Aiko Aiko: Lab Rats, Escape! LP/CD/digital, 
erscheint am 22. 5 bei Wire Globe Recordings

Das Wiener Elektronik-Duo Aiko Aiko schert sich nicht allzu viel um Konventionen. Die Songs etwa dauern mal nur knapp 2 Minuten, dann brauchen sie wieder epische 10 Minuten. Auf ihrem ersten Longplayer verstärken sich Nada Aiko und Pascal Holper mit dem Oud-Spieler Asim Al-Chalabi und dem Klezmerviolinisten Daniel Weltlinger. Das Ergebnis sind sphärische Sounds mit einer gehörigen Dosis Experimentalfaktor, gepaart mit großartiger Stimme. Dass das ganze internationales Format besitzt, davon konnte man sich bereits bei Festivals wie dem Elevate überzeugen. Kurzprädikat: Cineastisch, fantastisch. Live am 12. Juni in Wien und am 13. Juni in Graz. www.aikoaiko.org

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