Antonio Fian: “Das Polykrates-Syndrom”, Droschl 2014
Der gebürtige Kärntner Antonio Fian ist weithin bekannt durch seine Dramolette, kann aber literarisch viel viel mehr. Sein Roman “Schratt” aus den frühen 1990er Jahren hat unsereinem damals ausgezeichnet gefallen, das änderte aber nichts daran, dass Fian sich danach wieder auf kürzere Texte konzentrierte. Das “Polykrates-Syndrom” kommt nun wie aus heiterem Himmel. Der Roman ist nahe am Krimi, düster, dramatisch und derb, erstaunlich knapp dran am momentanen gesellschaftlichen Geschehen. Kurz gesagt: Klingt eigentlich gar nicht nach Fian, das tut dem schauerlich-schönen Lesevergnügen aber keinen Abbruch. Artur, der nichts im Leben wirklich auf die Reihe bringt und sich regelmäßig mit Tequila betäubt, lernt eine faszinierende junge Frau kennen. Zuerst ist es nur ein wenig missglückter Sex, doch bald wird aus dem Spiel Ernst. Blutiger Ernst. Den Rest müssen Sie selbst lesen. Wir versprechen: Sie werden zwischendurch ordentlich um die Protagonisten bangen und am Ende wird auch dieses Mitleiden wenig helfen. Hochspannung auf knapp 240 Seiten. Bitte bald mehr davon.
PS: Das Buch stand übrigens völlig zurecht (neben Michael Köhlmeiers grandiosem Werk, siehe Haubentaucher im September) auf der Longlist des heurigen Deutschen Buchpreises. Leider haben es beide nicht auf die Shortlist geschafft.