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La Strada Blog 6: Das zehnfache Fränzchen

Wolfram Berger & Christian Bakanic: “Kaiser Joseph II. und die Bahnwärterstochter”.

So eine Gemeinheit: Ganz am Ende kommen die Briten und erklären dem konsternierten kaiserlichen Hofe zu Wien, dass die Eisenbahn leider noch gar nicht erfunden wurde. Gottlob nimmt Joseph II. (hinten weich!) diese Nachricht mit großer Gelassenheit auf, wie auch alle Szenen zuvor. Seine Majestät, vulgo der Berger Wolfram, steigert sich des weiteren in circa 56 zusätzliche Rollen hinein, die Autor Fritz von Herzmanovsky-Orlando zu Papier brachte.

Berger tut dies so hinreißend, dass man rasch vergisst eigentlich in einem kuschelig-warmen Raum im Universalmuseum Joanneum zu sitzen – und sich statt dessen irgendwo in den Alpen wähnt, wo der Bahnhofsvorsteher aus Mangel an Beschäftigung und Bezahlung den Gämsen nachstellt. Unterstützt durch den männlichen Teil der lokalen Bevölkerung, allesamt vornamens Franz. Wir haben es nicht gezählt, aber ein gutes halbes Dutzend Fränze waren es allemal, darunter auch der Gemahl in spe des Bahnwärters Töchterleins. Derweil die Wildschütze durch die Wälder ziehen, trifft der Kaiser am Bahnhof in Wuzelwang am Wuzel ein und begegnet ebendieser Tochter, der wunderhübschen Innozenzia, genannt Nozerl. Es entwickelt sich ein sprachlich hochkultivierter wie spaßiger Abend, der an die jetzt schon legendäre Berger-Interpretation der “Großherzogin von Gerolstein” ganz nahe herankommt, diese vielleicht sogar stellenweise noch übertrifft. Die Wandlungsfähigkeit von Mimik und Stimme des Herrn Berger, kongenial begleitet von Akkordeonspieler Christian Bakanic, sind noch am Mittwoch, 5. August, und Donnerstag, 6. August, jeweils um 20.30 im Lesliehof beim Joanneum (oder bei Regen im Inneren des Hauses) zu erleben. Lassen Sie sich das nicht entgehen.

Foto: La Strada 2014 / Kaiser Joseph II. und die Bahnwärterstochter / Wolfram Berger  © Nikola Milatovic

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