Vea Kaiser: „Blasmusikpop. Oder wie die Wissenschaft in die Berge kam.“ Verlag Kiepenheuer & Witsch.
Die Schwarte war bereits 2012 die große Entdeckung, aber vielleicht haben es noch nicht alle aus dem erlauchten Kreise der Haubentaucher-Leser und -innen mitbekommen. Misstrauen Sie ruhig den Bestseller-Listen, aber vertrauen Sie unserem unbestechlichen Sinn für das Schöne, Gute und Wahre: Die junge Frau Kaiser schreibt großteils phänomenal. Mit viel abgründigem Witz und Tempo begibt sie sich in die raue Bergwelt, folgt den Ritualen der Eingeborenen, schildert die Wirkungen von Wissenschaft, Sport und Religion. Held der Geschichte ist der junge Johannes, in vielem stark beeinflusst von seinem Großvater, der als erster Dorfbewohner die Wissenschaft für sich entdeckte. Johannes ist so ganz anders als die kräftigen Burschen von St. Peter, er ist mager, sensibel und interessiert sich mehr für Herodot als für die schulische Realität, die Liebe oder seine Familie. Man kann natürlich immer noch alles besser machen, man kann die stetig wiederkehrenden historischen Passagen in Frage stellen oder das seltsame Finale. Fest steht dennoch eines: Kaiser ist ein düsteres, verschrobenes fast schon skandinavisch anmutendes Buch gelungen, das gescheit und humorvoll zugleich ist. Und bei dem Umfang kommen Sie garantiert einige Zeit ohne Neuerscheinungen aus.