Cirque Le Roux: Entre Chiens et Louves
Zwischen den Hunden und den Wölfinnen also. In der Nacht, wo alle Katzen grau sind. Da ist Alex unterwegs und er hat mindestens ein Problem. Wer lauert ihm da auf? Und warum?
Die neue Produktion des bei La Strada schon mehrfach hymnisch gefeierten Cirque Le Roux führt uns in eine Welt, in der das Vertikale mit dem Horizontalen verschmilzt, wo Beziehungen neu definiert werden, die Jahrhunderte und die entsprechenden Moden sich vereinen, wo hemmungslos getanzt wird, wo aber auch der (heterosexuelle) Mann noch immer das Sagen hat – oder das zumindest glaubt. Drei Szenarien, drei Gesellschaftsporträts mischen sich in der Regie von Charlotte Saliou zu einem akrobatischen, tänzerischen, poetischen Ganzen. Es sind die Jahre 1870, 1960 und 2022, die aufeinander treffen.
Eine wichtige Nebenrolle in dieser hin- und mitreißenden Show hat das Bühnenbild (Benoît Probst). Es zeigt die Fassade eines noblen Hauses. Immer wieder klappen Balkone herunter und geben den Blick in Wohnungen frei. Alex und Tom sind mit ihrem neuen Untermieter konfroniert, der in Unterhosen auf der Suche nach Kompott ist. Maude knutscht mit Elisabeth. Und Louise möchte so gern auf den Ball, doch ihr Francois ist strikt dagegen und regt sich fürchterlich auf, als sie sich widersetzt.
Eine große Rolle spielen auch die Kostüme (Clarisse Baudinière). Und die Artist:innen? Sie brillieren. Es gibt Szenen, die man kaum mit Worten beschreiben kann. Hände und Füße an der Wand, die Maude stützen bei einem steilen Klettermanöver. Eine doppelte Viererpyramide an einer stählernen Konstruktion, die sich im Finale zu einer vierten Ebene aufschwingt. Salti, Sprünge, Tanzeinlagen. Dazu kommt die schon bekannte Liebe des Cirque Le Roux zum Kino. Projektionen verwandeln die Fassade in ein antikes Sittenbild.
Selten (vielleicht sogar nie) zuvor hat man bei La Strada solche Ovationen bei einer Eröffnung erlebt. Es ist ein Abend, den Sie nicht verpassen sollten. Am 26. und am 27. Juli haben Sie in der Grazer Oper noch die Gelegenheit. Und Sie wollen dieses Stück definitiv in einem Opernhaus sehen, glauben Sie mir.
Karten und Infos wie immer unter www.lastrada.at
Fotos: © La Strada Graz / Nikola Milatovic
Und hier als Vorgeschmack kein Trailer, sondern ein kleiner Blick hinter die Kulissen der Produktion.