“Noch mehr Lärm!”, herausgegeben von Heimo Mürzl & Wolfgang Pollanz,
edition kuerbis September 2019
Vor 25 (!) Jahren veröffentlichte die edition aus Wies eine erste Anthologie zum Thema Pop-Musik. Nun gibt es Teil 2. Seither hat sich gerade in der Musik viel verändert, weniger vielleicht der Sound (kommt ja letztlich alles wieder) als vielmehr Vertrieb und Vermarktung. Autorinnen und Autoren aus dem kuerbis/pumpkin Umfeld liefern zu dieser Evolution Texte, die so verschieden sind wie Tag und Nacht, Hiphop und Neo-Folk.
Austrofred wird (vermutlich von sich selbst) interviewt und gibt dabei unter anderem Auskunft, wie man 30 Platten von einer Band besitzen kann, die nur 5 relevante Alben veröffentlicht hat. Co-Herausgeber Pollanz schreibt über Arschlöcher und hält den Pop-Autoren Glavinic erstaunlicherweise nicht für ein solches, bei Ted Nugent hingegen findet er durchaus Anzeichen dafür. Bono Vox erwähnt er nicht, aber den würden wir gerne nachnominieren. Persönlich gehaltene Essays wie von Dominika Meindl oder Günter “Bus” Schweiger, Lyrics unter anderem von Lisa Kaufmann, Andreas Unterweger und der großen Schweizerin Eloui, dann wieder pop-kulturelle Abhandlungen von Nina Müller über die Rolle der Frauen im Rock und Gerald Schmickl über “Wiegenlieder für Erwachsene”, dazu Bilder, Fotos, Zeichnungen – dieses Buch ist wohltuenderweise eine wilde Mischung geworden.
Aber: Es ist ein popkultureller Zugang, kein wissenschaftlicher, ein oft sentimentaler Rückblick und keine Analyse von Downloads und Streaming, von Chart-Platzierungen oder Verkäufen je nach Genre. Und noch eines sei vorweg verraten: Es dominiert der angloamerikanische Raum, weder der so lange rauf- und runtergespielte Austro-Pop noch – Grundgüter bewahre – der heute so massentaugliche Volksrock’n’Roller werden thematisiert.
Soll heißen: Es ist ein mehr als verdienstvolles Buch, wie es nur der kuerbis in dieser Form macht. Wäre schön, wenn das Schwester-Label pumpkin noch den Tonträger dazu produziert.
Buchpräsentationen gibt es am 25. September im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz (Musik: Marinski Trio) und am 30. September im Literaturhaus Wien (Musik: Ernesty International). Beginn ist jeweils 19 Uhr.