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Interview des Monats

Martin Schaberl, Musiker, zu Gast beim Haubentaucher

Der Mann ist seit dreißig Jahren im “Geschäft”. Martin Schaberl aus Graz hat nach vielen Jahren mit der Band NOX, dem Martin Schaberl Trio & One, nach längeren Auslandsaufenthalten (u.a. in Brasilien und Polen) seine “Dreamband” gefunden. Mit Burkhard Frauenlob (piano, keyboards), Wolfram Derschmidt (double bass) und Klemens Marktl (drums) bildet Gitarrist Schaberl ein Quartett, das demnächst durch die Lande ziehen wird.

Anlass für den Besuch in der nagelneuen Haubentaucher-Redaktion in Graz-Jakomini ist aber vor allem auch die Uraufführung seines Werks „Suite For Symphonic Orchestra + Jazz-Ensemble” am 7. Juni im Hotel Boehlerstern in Kapfenberg. Das Symphonische Orchester Kapfenberg unter der Leitung von Wolfgang Hattinger und das Martin Schaberl New Quartet werden hier in der Obersteiermark Musikgeschichte schreiben. Karten sind noch erhältlich.

Der Haubentaucher: Martin, was hat sich in all den Jahren im Musik-Business deiner Meinung nach verändert?
Martin Schaberl: Sicherlich auch ich selbst. Allein schon durch die Kontakte mit vielen herausragenden Musikern. Ich war in Amerika, in Brasilien und habe zehn Sommer lang in Polen unterrichtet.

Von wegen Netzwerk: Wie weit nutzt du digitale Kanäle bei deiner Arbeit?
MS: Zur Recherche schon. Aber mit diesen Social Media Dingern komme ich nach wie vor nicht wirklich zurecht.

Wie bist du zur Klassischen Musik gekommen?
MS: Meine Eltern haben sehr aktiv viel Musik passiv konsumiert. Es waren alle in der Familie Hobbymusiker, aber ich bin es dann als einziger hauptberuflich angegangen. Ich habe mit Musikpädagogik angefangen und dort großteils eine klassische Ausbildung genossen. Nach dem Abschluss habe ich das Jazz-Konzertfach gemacht und die Lehrbefähigung, weil man als Jazz-Musiker halt nicht so leicht leben kann. Seit 15 Jahren unterrichte ich daher in Kapfenberg.

Wie kommt man dazu eine Suite für ein Symphonisches Orchester und ein Quartett zu schreiben?
MS: Ich habe das große Glück, dass wir an der Musikschule in Kapfenberg sowohl ein großes Orchester als auch eine Big-Band haben. Ich habe den Direktor der Schule gefragt, ob er sich eine Kooperation vorstellen kann, und er hat gleich gesagt: “Ja, schreib mal!” Dann habe ich auf Basis eines Stücks für Streichquartett, das ich zuvor komponiert habe, weiter gearbeitet.

Laienhaft gefragt: Bei deiner Suite liegt da eine Geschichte hinter der Musik? Und wenn ja: Welche?
MS: Ich mache keine Programmmusik mit einem Thema, aber es sind mehrere Geschichten dahinter. Ein Teil heißt zum Beispiel “Rainy Days In Amsterdam”, das beruht auf Erlebnissen vor 12-13 Jahren.

Jetzt wird das einmal in Kapfenberg aufgeführt mit Pomp und Glorie. Und dann wars das?
MS: Ja, das ist leider das Schicksal, das wir in Kapfenberg öfter erleben. Da wird lang und intensiv mit der Big Band geprobt, dann gibt es eine Aufführung und nicht mehr.

Du solltest das daher wohl aufzeichnen…
MS: Ja, sofern alle Beteiligten einverstanden sind, werden wir es mitschneiden.

Alle Beteiligten, wie viele sind das?
MS: An die 70 Leute. Und wenn einer dagegen ist, werden wir uns schwer tun.

Ein Kapfenberger Musiklehrer, der die Chance hat, gleich dreimal nach Brasilien zu gehen: Wie groß war die Verlockung, dort zu bleiben?
MS: Es ist nicht so einfach. Das fängt an mit der Sprache. Die Brasilianer sind sehr mobil, kommen aber selten raus aus ihrem Land. Dann: Du verdienst in Brasilien einen Bruchteil als Musiker. Meine Homebase war Sao Paolo, ich glaube nicht, dass ich dort überleben könnte. Und in einer Musikschule gibt es leider kein Sabbatical.

Du hast mit Musikern von Weltformat gespielt: Mit Wolfgang Muthspiel und Dino Saluzzi.
MS: Nicht ganz. Mit Muthspiel hab ich nicht musiziert, ich habe meine Diplomarbeit über ihn geschrieben.

Ich war ja mit meiner Frage noch gar nicht fertig: Wer hat dir denn am meisten imponiert, was war die beeindruckendste Begegnung?
MS: Im Rahmen der Ausbildung an der Jazz-Abteilung in Graz haben wir einen Workshop gehabt mit den “New York Voices”. Das hat mich sehr beeindruckt, denn man sagt ja den Sängern öfter nach, dass sie eh “nur singen” können und vielleicht auch noch gut ausschauen sollen. Die waren aber echt die Oberliga mit absolutem Gehör. Wenn das dritte Alt ein bisschen zu tief intoniert hat, haben sie das sofort und direkt angesprochen. Sie kannten offenbar nicht nur ihr Arrangement, sondern alle Stimmen. Ansonsten war es großartig mit Welt-Stars wie Dino Saluzzi und Lee Konitz zu spielen. Auch in Brasilien war es sehr interessant, da gab es einen E-Bassisten, der in den Wertungen über 20 Jahre lang an der Spitze lag für sein Instrument. Er hat mich für eine Aufnahme eingeladen und es war faszinierend zu sehen, wie souverän der agiert. Die wirklich großen Leute sind ja sehr bescheiden, die lassen das nie heraushängen. Da muss man oft gar nicht viel reden.

Die Suite am 7. Juni haben wir ja bereits erwähnt. Was gibt es denn sonst Neues bei dir?
MS: Im Mai geht es weiter mit Konzerten bis zum Sommer. Am besten sieht man es bei den Dates auf meiner Website. Für nächstes Jahr schaut es so aus, als könnten wir mit der Band sogar nach Teheran fahren. Das wäre sehr spannend.

Dann viel Erfolg. Und für unser Publikum gibt es noch eine Videobotschaft von Herrn Schaberl…

 

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