Vera Russwurm: “Der Ameisenhaufen”, Amalthea 2016
Gleich vorweg: Ein “Roman”, wie auf dem Cover angekündigt, ist dieses Buch nicht, außer man zählt zu dieser Gattung jede Buchstabensuppe, die nicht in Reimform daher kommt. Österreichs prominenteste TV-Moderatorin und Krone-Kolumnistin hat hingegen eher so etwas wie ein überlanges Drehbuch verfasst, das an so mancher Stelle ruft: “Verfilm mich, bring mich dorthin, wo ich hingehöre: Ins Fernsehen!” Die Story ist (zu) reich an Personal und handelt davon, dass für eine neue TV-Show ein Koffer mit einer Million beschafft wird, der prompt abhanden kommt. Nun stellt sich die Frage: Whodunit?
Es muss jemand aus dem Team gewesen sein, so die gängige Meinung aller Beteiligten. Aber wer? Die Redakteurin Josepha, die bereits in jungen Jahren straffällig geworden ist? Oder der geschiedene Aufnahmeleiter, der seiner Exfrau nachtrauert? Oder gar der fesche Fahrradbote? Um die Frage (nicht) zu beantworten, braucht Russwurm knapp über 200 Seiten. Quasi nebenbei schüttelt sie die durchaus nicht uninteressante Idee zu einer Show aus dem Ärmel, die “Ameisenhaufen” heißt. Fünfzig Fünfjährige stellen diesen Haufen dar. Eine Handvoll Mitarbeiter der Produktionsfirma sollen diese nun vor laufenden Kameras beschäftigen und wenn möglich: Zähmen.
Laut Klappentext lässt Russwurm ihre Leserschaft damit hinter die Kulissen des Fernsehlebens blicken, aber viel mehr als die Rollenverteilung und Berufsbilder in der Branche erfährt man nicht. Oder doch: jede Menge Klatsch und Tratsch, vermutlich gesammelt in jahrzehntelanger Beobachtung. Das ganze wird in einer ausgesprochen simplen Weise präsentiert, so gut wie immer in der Gegenwartsform und mit dem Dialog als einziges Stilmittel. Zitat gefällig?
Weil – wie erwähnt – eindeutig zu viele Personen durch die Handlung huschen, kann man davon ausgehen, dass dieses Buch keine brauchbare Basis für einen erfolgreichen Film abgeben würde. Unterhaltsam ist es dennoch und verkaufen wird es sich wahrscheinlich sogar sehr gut. Der Krone und dem ORF sei Dank….
1 Antwort auf „Fernsehbuch des Monats“
Weil meine Brille beschlagen ist, hab ich jetzt gelesen, 50 Fünfzigjährige. Die zu zähmen wäre vielleicht auch eine gute Show-Idee.