STATE von Ingri Fiksdal und Jonas Corell Petersen.
Das fängt gut an. Die Aquavit-Lady serviert norwegische Schnäpschen. Dann versammelt sich eine Gruppe von drei Tänzerinnen und zwei Tänzern in der Mitte des Raums. Mit Tüchern bedeckt und in Bühnennebel eingehüllt werden sie zu mehr oder minder geometrischen Körpern. Choreographin Ingri Fiksdal und Dramaturg Jonas Corell Petersen entwerfen in der Folge einige markante Bilder. Die Musikerinnen Heida Mobeck und Anja Lauvdal sorgen für einen stampfenden Noise-Sound, der die nächsten 100 Minuten die Gehörgänge des Publikums durchputzt.
Apropos Dauer: Der schöne Satz „in der Kürze liegt die Würze“ ist gegenwärtig in der Kunst ja leider in Misskredit geraten. Jeder Roman muss 800 Seiten lang sein, jedes klassische Konzert 2 1/2 Stunden dauern – und auch STATE hätte man um die Hälfte kürzen können (wenn nicht müssen) und hätte dabei nichts an Aussage verloren. Die da wäre? Die kleine Gruppe von Akteuren zelebriert mit rituellen Tänze in wandelbaren Verkleidungen ihren eigenen Staat. Das Spektrum reicht vom martialischen Gehopse bis zu Headbangen und Pogo. Es entstehen etliche Szenen, die sehr sehenswert sind, die Kostüme von Henri Vibskov sind hier besonders hervorzuheben. Dazwischen kommt öfter mal die Nebel-Tante vorbei und macht Nebel. Und die Aquavit-Lady serviert eine zweite Runde Schnäpschen. Prost!
Vorschau: Heute (am 1. 10.) kommt der Nino aus Wien mit Natalie Ofenböck ins Orpheum. Präsentiert wird das gemeinsame „Grüne Album“, das speziell für den herbst angefertigt wurde und die beiden Wiener durch die Steiermark führt. Ein herrliches Bad im Klischee der Seilbahnen und Harmonikas. Der Haubentaucher wird berichten…
Foto: steirischer herbst 2016 / wolf silveri