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Musik

Tonträger des Monats Feber

Nach einer kleinen Flaute im Jänner spielt es sich derzeit wieder enorm ab auf dem Markt für popmusikalische Neuigkeiten. Da wäre einmal

Joe Volk: “Happenings and Killings”, Glitterhouse Feber 2016

Hat jemand Bedarf nach einer Platte, die einem ob ihrer Schönheit fast das Herz zerfetzt? Singer-Songwriter Joe Volk stammt aus Bristol, lebt zur Zeit aber in Bern. Sieben Jahre lang war er Mitglied bei Crippled Black Phoenix, auch seine Arbeiten für Filme wie Banksys “Exit through the giftshop” sind in den vergangenen Jahren immer wieder aufgefallen. “Happening” ist nun sein erstes Solo-Werk – und was für eines. Sowohl am Mikro als auch an der Gitarre ist der Mann ein wahrer Meister. Die Platte überzeugt durch ihre Vielfalt, durch die Stimmungsbilder, die kaum einer so zeichnen kann wie Joe Volk. Bei Songtiteln wie “Bampfylde Moore Carew”steigt unsereiner zwar aus, aber es darf vermutet werden, dass Joe Volk bei seiner Europa-Tour, die demnächst startet, das eine oder andere erklären wird. Mehr als super!

Protestant Work Ethic: “Are Wading in the Shallows”, Konkord Feber 2016

Das Wiener Bandprojekt rund um Sänger Simon Usaty beginnt sein Album, wie andere höchstens bei der letzten Zugabe spielen. Entspannt bis zum Umfallen, fast schon schlaftrunken. Doch die Platte mit dem seltsamen Namen kann im Gefolge weit mehr, wie sich schon beim zweiten Lied zeigt. Moment, ist das ein Banjo? Wo sind wir hier eigentlich? Der Zug der protestantischen Ethik hat uns längst erfasst und düst mit uns durch die Prärie. Nennt es Country, nennt es Folk oder Americana, uns doch Powidl. In einer seltenen Mischung aus Sensibilität und Selbstbewusstsein stürzt sich Usaty ins Geschehen, ein Chor erscheint im Hintergrund, dann Streicher. Bereits seit mehr als zehn Jahren ist Protestant Work Ethic aktiv, ohne sich jemals wichtig zu machen. Das wird sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern, auch wenn wir schon jetzt im Februar behaupten: Eine potenzielle Platte des Jahres für alle Freunde der Zwischentöne.

Bender: “Sender”, Pumpkin Records 2016

Knapp die Hälfte der Songs auf “Sender” kennen Eingeweihte bereits von der Vinyl-EP “Blender”, die wir einstens über den grünen Klee lobten. Die Empfehlung bleibt aufrecht. “Sender” verbindet elektronische Kracher wie “My Bad Blood” mit “Identität”, dem ersten Song der Band in deutscher Sprache. Sängerin Rebecca Hofer ist im schönsten Sinne des Wortes unberechenbar und klingt in ihren schrägsten Momenten sogar ein wenig nach den japanischen Ramones-Verehrerinnen Shonen Knife. Die Drums von Christoph Röber kommen in bestechender Präzision. Den “Rest” macht Chris Markart in Alleinregie, inklusive Produktion und Mix. Das alles hebt sich 2016 genauso meilenweit vom Mainstream ab wie 2013, obwohl es ja eigentlich nicht nur höchst clubtauglich ist, sondern sich auch in der abendlichen Tanz-Sendung im Alternative Radio gut machen würde. Wer Keyboards wieder einmal ohne übertriebene Dezenz genießen will, ist hier genau richtig. Ach ja: Und das nächste Album heißt dann “Spender”?

Cage the Elephant: “Tell me I’m pretty”, RCA Dezember 2015

Und jetzt noch ein Sprung über den großen Teich. Das vierte Album von CTE, wie Fans und Kenner die Band abkürzen, ist feinster Rock, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Traumhafte Stimme, eingängige Songs, schnörkelloser Sound, mit Zitaten quer durch die Musikgeschichte seit den Beatles. Die Band rund um die Brüder Shultz aus Kentucky verbindet Surf-Punk mit Headbang-Nummern. Produziert wurde “Tell me I’m pretty” von Dan Auerbach, bekannt von den Black Keys. Super, super, super!

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