Achtung: Auch hier gilt ab sofort das Grazer Alkoholverbot!
Endlich hat Graz wieder ein neues Verbot. Es ist zwar nur ein erweitertes, ausgedehntes Verbot, aber es besticht durch seine Sinnlosigkeit und wird wohl demnächst auch vor Gericht Thema sein. Bekanntlich hat der gesunde Menschenverstand in Person von Bürgermeister Nagl mit Unterstützung der ordnungsliebenden Grazer Stadtblauen beschlossen, das Alkoholverbot vom Hauptplatz auf weite Teile der Innenstadt auszudehnen.
Natürlich gilt das nicht, wenn die Krone ihr Stadtfest feiert oder die Lederhosen und Dirndln kollektiv zum Aufsteirern geführt werden, da darf gesoffen werden – Ende nie. Und natürlich sind auch Gastgärten und Würstelstände vom Verbot nicht betroffen, das wäre ja noch schöner. Es geht also nicht wirklich um den Alkohol, sondern um eine Gruppe von Menschen, von denen man annimmt, sie hätten ein chronisches Problem damit. Die trafen sich bislang gern vor dem Billa am Hauptplatz (also knapp außerhalb der bisherigen Zone) und wer genau hingesehen hat, wird gemerkt haben, dass gar nicht so viele davon Alkohol konsumierten. Manche wollen einfach anders leben als der Bürgermeister (was man gut verstehen kann), andere haben eher ein Problem mit Medikamenten oder mit Arbeitslosigkeit oder vielleicht auch mit psychischen Erkrankungen.
Journalisten, die es besser wissen müssten (oder mal nachfragen könnten), beteuern in ihren Leitartikeln, wie angstvoll sie an dieser Gruppe von Leuten bisher vorbeigehen mussten. Ob ein Verbot allerdings gegen “abweichendes” Aussehen und Verhalten hilft und ob die Zone außer einem Verdrängungseffekt und bundesweiter medialer Präsenz sonst noch etwas bringt, darf bezweifelt werden. Und spätestens, wenn die Causa vor Gericht landet, weil das Alkverbot nämlich nirgendwo angekündigt wird und Auswärtige daher keine Chance haben, die skurrile Verordnung zu erkennen, geht das Theater wieder von vorne los. Die Vernunft ist in Wahlzeiten halt meist nur der zweite Sieger.
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