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Tonträger des Monats Oktober

Das Schottische Prinzip: Golden Voyager Record Vol. III, Bader Molden Recordings, VÖ 17. 10. 2025

Das steht hier nicht zufällig an erster Stelle. Denn so etwas hört man wahrlich nicht alle Tage. Julia Reißner (Vocals, Gitarre, Keys), Jana Mitrovic (Bass), Viktoria Mezovsky (Gitarre) und Jennifer Gitschner (Drums) sind Das Schottische Prinzip. Wonach klingt das für euch? Nach Singer-Songwriter-Geschichte? Das Gegenteil ist der Fall. Hinreißender und mitreißender feministischer Indie-Pop mit kleinen Ausflügen in den Punk. Ausgesprochen tanzbar. Mit sehr sehr sehr guten Texten zwischen Witz und bitterer Ironie. Label-Mitbesitzer Ernst Molden betont, wie viel Freude ihm das macht und man muss ihm zustimmen. Das ist Musik für alle Jahreszeiten, für alle Stimmungen. Für die lässige Bar am Gürtel. Für das unaufgeräumte Wohnzimmer. Für immer und überall. Apropos All: Googelt mal das mit dem Golden Voyager + Waldheim. Und inzwischen heulen wir wieder, weil Graz in der Live-Liste fehlt:

04.10.2025 – Innsbruck / Treibhaus
22.10.2025 – Kirchdorf / Café Bar Hildegard
07.11.2025 – Wien / Lucia (neues Gürtellokal) / Releasekonzert
20.11.2025 – Regensburg / Degginger
07.03.2026 – Villach / Kulturhofkeller mit Dritte Hand

Zum Trost für alle Grazer:innen, Salzburger:innen und Linzer:innen gibt es noch ein Video zur neuen Platte:

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The Helmut Bergers: „Abracadabra“, LasVegas Records, VÖ 3. 10. 2025

Die Band wurde 2011 in Salzburg gegründet, das entnehmen wir den Presseunterlagen. Äh, wieso wissen wir davon nichts? Na egal, jetzt sind sie ja auch hier im Osten des Landes angekommen. Und wie. Electro, Synthie, Rave, Disco. Mit ordentlich Wucht: „My Car drives me“. Da fährt aber nicht nur das Auto, da fährt gleich der ganze Parkplatz. Und der glamouröse Helmut hätte die stylishe, wilde Mischung womöglich in jungen Jahren ganz in Ordnung gefunden. Ob er dazu getanzt hätte, wissen wir nicht. Aber wir ahnen, dass ihr dazu tanzen werdet. Weil das Ding wird den Weg in eure Boxen finden, da sind wir sicher. Warum? Weil wir es sagen. Weil: Pflichtplatte. Aus, basta!

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Parc de Triomphe: „Parc de Triomphe“, Voller Sound, VÖ 26. 9. 2025

Passt sehr gut zu den Bergers oder nach den Bergers. Krawall + Elektro + Pop, das seien ihre Kernelemente, sagen die zwei jungen Herren aus dem Triumph-Park. Wir sagen: Da ist aber auch irgendwie was von sehr geschmackvollem norddeutschem Indie dabei. Keine Ahnung, wer da Pate stand (Blumfeld? Tocotronic?), natürlich ins Hier und Jetzt übersetzt. Der Falter hat in seiner Besprechung allerdings sogar die 80er Jahre als Inspiration entdeckt und hat damit wahrscheinlich auch recht. Textlich geht um die DDR, die Wende und die „nachfolgenden Baseballschlägerjahre in Ostdeutschland“, das sagt Jörn, einer der beiden aus dem Parc. Coole Platte. Prädikat: Originell & ungewöhnlich.

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Sinuswelle: „Manifest“, monkey., VÖ 26. 9. 2025

Ein Manifest in Form eines Tonträgers? Ja, aber auch als Buch. Wir bleiben allerdings bei der Musik und zitieren erst mal die Band: „Die 13 Songs sind keine Hintergrundmusik, sondern Kapitel einer Anklageschrift gegen eine Welt, die kollektiv im Autopilot-Modus verreckt. Wer sich davon ertappt fühlt: Glückwunsch. Wer nur die Nase rümpft: Das soll’s auch geben. Und wenn das alles nichts bewirkt? Auch gut, dann war’s wenigstens laut.“

Julian und Chris Schaller, Craig Milam, Andreas Oswald Hierzenberger und Gerald Gölzner sind die Sinuswelle. Und die machen sich die Welt, so wie sie ihnen gefällt. Von der großen Philosophin Pippi Langstrumpf bin hin zum anti-kapitalistischen Kampfruf ist es da nicht weit. Das Geld ist weg und das Raumschiff steht schon vor der Tür. Die Rechten gehen mit den Ultrareichen eine fatale Koalition ein. Und wer singt dagegen an? Die Sinuswelle. Im mica-Interview sagt der mysteriöse Bandleader Magister Bino folgendes: „… am Ende des Tages sind wir keine NGO und auch keine Weltverbesserer mit Spenden-Gütesiegel. Wir sind auch keine politische Partei, sondern eine Band. Bewaffnet mit Synthesizer, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Walter Gröbchen hat uns in einem seiner Postings mal als „Agit-Pop“ bezeichnet. Die Frage ist auch, ob Pop die 100%ig richtige Klassifizierung ist. Unsere Musik weist auch Rock- und Punk-Elemente auf. Aber wahrscheinlich sind wir, wenn man es weiter definiert und das kein Widerspruch ist in der heutigen Zeit ist, schon politischer Pop.“ Label-Chef Gröbchen war es auch, der anregte, statt einem Booklet gleich ein Buch als Manifest zu veröffentlichen. Gesagt, getan. Musikalisch haben die Sinuswellen ihren Platz gefunden. Zwischen allen Stühlen. Wer Experimente mag, ist hier goldrichtig!

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Tausend Rosen: „1kR“, VÖ 10.10. 

Die Promo-Agentur sagt: „Grantig, exzessiv, dunkel, verträumt. Mehr Beatles als Nirvana. Eine Messerspitze Qualtinger und der Tausend Rosen Dornen.“ Wir sagen: Komischer Bandname, der aber irgendwie dann auch wieder passt. 1000 leere Dosen wäre auch gegangen. Denn das hier ist: Solider gut abgehangener Punkrock mit Wiener Schmäh. Personelles Naheverhältnis zu Seiler & Speer inklusive. Die fünf Jungs können übrigens sehr viel besser spielen als das in dem Genre üblich ist. Und dann singen sie tatsächlich über Liebe und man merkt: Genau das hat noch gefehlt. Der Menüpunkt mit den Shows auf der Website ist derzeit leer, aber im Zuge der neuen Platte kommt da sicher einiges auf uns zu. Und ganz ehrlich: Das könnten wir uns sehr gut vorstellen. Inzwischen empfehlen wir die sieben Songs allen, die Rock mögen, der alles ist, nur sicher nicht verkopft.

Pressefoto: Pascal Riesinger

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Außer Konkurrenz: Fetish 69 „Kickback“, erscheint am 24. 10. 2025 neu aufgelegt bei Noise Appeal Records und zwar als fesche Doppel-LP auf Vinyl!

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