Heinrich Steinfest: Das schwarze Manuskript. Piper 2025
Wenn dieser Roman nicht demnächst auf den Bestseller-Listen landet, dann wissen wir auch nicht. Aber danach richten wir uns hier ja üblicherweise gar nicht. Fest steht: Heinrich Steinfest ist einer der zugänglichsten und lesenswertesten Erzähler der Gegenwart aus dem deutschsprachigen Raum. Und das schadet auch nicht: Er hat trotz seines Wohnsitzes in Deutschland nach wie vor ein starkes Faible für Österreich, das Land, in dem er aufwuchs.
So geht es diesmal um einen sehr sehr reichen Mann aus Wien, der zwar sauteure Kunstwerke daheim hat und einen riesigen Pool, aber sonst läuft gerade alles aus dem Ruder. Die junge schöne zweite Frau ist weg. Die Hunde auch (so ein Glück). Und die Zuversicht, dass es immer weiter nach oben gehen wird, die ist leider auch weg. Denn der Protagonist fühlt sich schön langsam zu alt für die aalglatte und rasend schnelle Geschäftswelt. Als er eines Morgens im Superpool seine Runden zieht, ändert sich sein Leben im wahrsten Sinne des Wortes: Schlagartig. Ashok Oswald lässt in weiterer Folge alles hinter sich und reist zu einem Mann, der seine Existenz schon vor vielen Jahren komplett umgekrempelt hat. Eine der Lektionen, die er dabei lernt: Hurling ist nicht Curling.
Steinfest erzählt in einer Sprache, die mitreißt und dabei nie prahlt. Jedes Bild sitzt, jede Beschreibung löst Kopfkino aus. Dass es spannend zugeht, zuweilen komisch, immer auf hohem Niveau, das könnte mit der Menge an guten bis sehr guten Krimis zu tun haben, die Steinfest ab Mitte der 1990er Jahre veröffentlichte.
Soll heißen: Es fällt wahnsinnig schwer, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Die gute Nachricht für Menschen mit wenig Freizeit – und gleichzeitig die durchaus betrübliche für alle anderen: Der Umfang ist vergleichsweise knapp bemessen, nach 240 Seiten ist die Geschichte vorbei. Da der Autor aber im Schnitt ohnehin alle zwei Jahre ein neues Werk veröffentlicht, sollte die Freude überwiegen, ein solches Buch lesen zu können. Für uns ein potenzieller Roman des Jahres.