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Musikbuch des Monats Dezember

Wolfgang Zechner: Völlig schwerelos. Glanz und Elend der deutschsprachigen Popmusik in 99 Songs. hannibal 2025

Der in Wien lebende und aus Graz stammende Journalist Wolfgang Zechner hat sich die Jahre 1956-1999 für eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Ein Schelm, wer da schon an Teil 2 (2000-2025) denkt? Jedenfalls: Das hier ist ein prachtvolles Weihnachtsgeschenk für Menschen, die sich mit Musik auskennen oder noch besser auskennen möchten. Auch für Menschen, die offen sind für Geschmacksfragen und für Widerspruch. Denn logischerweise findet man rasch Songs aus der eigenen Vergangenheit, die hier nicht besprochen werden. Wichtiger sind aber die, die man auf der Liste nicht vermutet hättet. Die Hymne auf Caterina Valente etwa kommt einigermaßen überraschend. Die Berücksichtigung von Manfred Krug wiederum zeigt, wie breit das musikalische Wissen des Autors reicht. Chapeau!

Besonders schön ist die Mischung aus echter Bewunderung und bissigem Humor, der nie in platten Zynismus umschlägt. Klar, vieles war komisch bis tragikomisch in der deutschsprachigen Musik der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Modern Talking, you remember? Weniger bekannt (oder zurecht vergessen?) die Band „Ihre Kinder“ (allein der Name), die krachend scheiterten. Zechners Darstellung macht durchaus Lust, da auf die Suche nach Songs der Nürnberger Partie zu gehen. Spotify hilft da übrigens nur bedingt, Youtube ein bisschen eher.

Ob man die jeweilige Künstler:innen nun kennt oder nicht, der Stil und das Storytelling von Zechner sind so geschliffen, dass es eine große Freude ist, ihm beim Fabulieren und Definieren, beim Nacherzählen und beim Erklären mit diesem Buch quasi über die Schulter auf die Plattensammlung schielen zu dürfen. Geradezu genial die Herausarbeitung der zweifelhaften Kategorie „deutsche Originalaufnahme“ samt dem Gegenstück, dem auf auf Deutsch gesungenen Hit, von Elvis (nicht im Buch) bis Bad Religion (auf S. 295 f.).

Die Einstiegsfrage in dieses Thema ist ja immer: Gab es deutschsprachigen Pop überhaupt (jemals)? Die Antwort ist natürlich: Ja. Und nicht nur die Größen Kraftwerk oder Ton Steine Scherben beweisen das, sondern auch kleine Juwelen wie der Fred vom Jupiter, der nicht nur in Zechners Pop-Universum deutliche Spuren hinterlassen hat, sondern auch beim Rezensenten, der immer noch happy ist über manche Perlen der NDW-Zeit. Große Empfehlung für dieses Buch – und Vorfreude auf Band 2, so er denn geplant ist.

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