„Dass es uns überhaupt gegeben hat“: Marco Wanda im Schauspielhaus Graz
Eines sei vorweg gesagt: Marco Wanda kann wirklich gut lesen. Und das tut er an diesem Abend im Grazer Schauspielhaus auch sehr ausführlich. Gefühlt eine Stunde lang trägt er aus seinem Erstling vor, der es bereits nach kurzer Zeit in die Bestseller-Listen geschafft hat. Worum es geht? Um Marco Wanda natürlich, um die Freundschaft in der Band, den Alkohol und die Drogen, die Zerstörungswut, den Rock’n’Roll halt. Das ist gut geschrieben, wenngleich man auch schon spannendere Einsichten ins Musikerleben bekommen hat. Das mit dem Schreiben und dem Lesen funktioniert also. Wanda hat schließlich auch einige Zeit Literatur studiert. Er weiß also grundschätzlich schon, worüber er spricht. Und das Literaturhaus Graz ist auch nicht zufällig Co-Veranstalter der Lesung samt Fragerunde.
Und sonst alles gut? Naja, da wäre diese seltsame Rockstar-Pose, die nur bei Menschen greift, die echte und hundertprozentige Wanda-Fans sind. Keine Selfies nach dem Auftritt, erbittet sich der Star. Keine ausführlichen Widmungen in den zuvor erstandenen Büchern. Unterschrift muss reichen. Hat man so auch noch nie gehört nach einer Lesung. Auf der Theaterbühne wirkt das Gehabe in Summe fast schon selbstironisch.
Eines sei an dieser Stelle nämlich auch gesagt: Wenn Wanda die größte heimische Rockband ist, als die sie der Bandleader an diesem Abend mehrfach bezeichnet, dann ist Gösser wahrscheinlich wirklich Österreichs bestes Bier.
Die Frage, wie sich Marco Wanda selbst einschätzt, wie er sein Werk einordnet, zieht sich durch die leider nicht sehr ergiebige Diskussion mit Moderatorin Christine Scheucher (Ö1). Dabei fällt zumindest ein erfrischend ehrliches Statement: Musikalisch, sagt der Sänger sinngemäß, sei Wanda ja eher so lala. Aber literarisch sei die Band halt ganz vorne. So wie der Nino aus Wien, den er sehr ostentativ als gottgleich lobt. Ob das alles so ist, darüber streitet man wahrscheinlich schon ganz erhitzt in literaturwissenschaftlichen Proseminaren. Das Buch gibt der Diskussion neue Nahrung.
Foto: © Ingo Pertramer