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Tonträger des Monats September

Safari: „Human“, Las Vegas Records, VÖ 5. 9. 2025

Die beiden Hämmerle-Brüder mit schwedisch-österreichischem Hintergrund schütteln lässige Indie-Songs aus dem Ärmel, produziert von Peter Paul Aufreiter. Wenn sie uns einladen in die sternenklare Nacht, wer wollte da nicht mit?  Es sei ein „In-your-face-Album“, verriet eine Safari-Hälfte der APA. Mag sein, in erster Linie ist es die gelungene Kombination aus POP (mit Großbuchstaben!) und ziemlich hintergründigen Texten, die offenbar durchaus gewollt an nordische Denk-Traditionen anknüpfen. Eine sehr späte Sommerplatte oder bereits ein schöner Ausblick auf den Herbst? Das eben erschienene zweite Album könnte jedenfalls der Durchbruch für die Safaris sein. Am 9. Oktober gibt es im Wiener Kramladen die Release-Show.

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Love God Chaos: „Augendisko“, Engine Records, CD, Vinyl, digital, VÖ 26. 9. 2025

Cover der Platte Augendisko: Band, Publikum, grelle Lichter, Disco-Kugel

Eigentlich immer ein bisschen komisch, ein Album bereits etliche Zeit vor dem Release anzukündigen. Aber bei den Grazer Local Heroes sei es uns erlaubt, da gibt es auch kein Embargo der PR-Agentur oder andere Kinkerlitzchen. Was mit der Augendisko gemeint ist, weiß der Schreiber dieser Zeilen genau. Hatte er doch ein fast ebenso ungutes Erlebnis mit der Netzhaut, wie es Love-God-Chaos-Sänger Marcus hatte. Und im Zuge dessen gab es einige Telefonate und … seitdem wissen wir eben, was für ihn eine Augendisko ist. Die routinierte Truppe hat aber auch noch andere schöne Titel auf Lager etwa „Im Kopf von Lisa Eckhart“ oder „Muss das so laut sein?“. Ihrem Stil bleibt das Quartett treu, zu gestandenem Rock mit markanten deutschsprachigen Vocals kommen allerdings Songs, die mit einigem Aufwand mit dem Czech Film Orchestra in Prag aufgenommen wurden. Vor allem „Johnny gegen den Rest der Welt“ ist mit über 10 Minuten Laufzeit opulentes Kopfkino, wie man es zuletzt vielleicht noch am ehesten von Cari Cari gehört hat. Treue Fans wird das Album vollends überzeugen. Wer Love God Chaos hingegen noch nicht kennt, sollte unbedingt mal reinhören. Oder reinschauen in die Augendisko. Die wird am 18. Oktober im ppc in Graz in voller Pracht zu erleben sein.

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Les Machines Molles: when lights go low, Pumpkin Records, Vinyl / digital, VÖ 11. 7. 2025

„This record was produced by using natural and some artificial intelligence“, heißt es in den Unterlagen zu dieser Platte. Naja, bevor jetzt die KI-Panik aufkommt: Der Molles-Maschinist Wolfgang Pollanz hat sich offenbar nur bei zwei Songs von Nathan und Rebecca vom Tool „SoundID Voice AI“ stimmlich unterstützen lassen. Ansonsten ist diese Platte schon sehr menschlich – und bei „Not your doggie anymore“ auch noch ein bisschen tierisch. Man könnte die Machines als Experimentierfeld von Pollanz sehen, das greift aber doch zu kurz und Tracks wie der „September Song“ oder „Sleepwalker“ zeigen, wie tief er in sein pophistorisches Schatzkästchen getaucht ist, um diese Platte voller Reverenzen zusammen zu stellen. Ja, sogar so etwas wie ein Liebeslied ist drauf, an eine eher nicht so unbekannte Rothaarige. Vielleicht ist das die Machine-Platte, die man am leichtesten hören und am besten weiterempfehlen kann, weil sie auch ohne Vorkenntnisse funktioniert. Oder wie Pollanz im Pressetext selbst in aller Kürze sagt: „Here is another record by Les Machines Molles. Nothing else to say.“ PS: Tierisch schönes Cover von Mara Koschar.

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Thalija: Thalija V live, Pumpkin Records, Vinyl / digital, VÖ 3. 10. 2025

Die Pumpkin-Stammgäste von Thalija legen es gern etwas größer, lauter, länger an. Das hier ist der Mitschnitt eines „Baulückenkonzerts“ am Gelände des Wiener Nordwestbahnhofs. Sieben Gitarren, zwei Bässe, zwei Schlagzeuger, dazu Synthie, Vocals und Laptop. Ergibt: Vier Stücke mit einer Länge zwischen 6:45 und 10:38. Oha!

Das Ganze kommt als breitflächige Impro-Session daher. Und gleich vorweg: Thalija-Fans sollten gar nicht erst über Streaming nachdenken, allein das Cover von Gerald Naderer ist ein (analoges!) Kunstwerk per se. Eines sei Interessierten aber auch gesagt: Das hier ist nichts für Mainstream-affine Öhrchen. Live schon gar nicht.

Apropos: Thalija gibt es am 3. 10. beim Special Rave-up Instore Konzert im gleichnamigen wunderbaren Plattenladen zu hören und am 11. 10. im ehemaligen Funkhaus in Wien.

 

 

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