Austroschwarz. Dokumentarfilm von Mwita Mataro und Helmut Karner. Ö 2025, 98 Minuten
Der Musiker Mwita Mataro, im Mai 2023 übrigens zu Gast im Haubentaucher-Podcast-Studio, hatte eine Idee: Einen Film über People of Color aus und in Österreich zu machen.
„Austroschwarz“ entstand innerhalb von fünf Jahren. Co-Autor und Co-Regisseur Helmut Karner erzählte nach der Vorführung im Grazer Rechbauerkino, warum das Vorhaben seine Zeit brauchte. Nicht nur, weil sich das Drehbuch ständig weiterentwickelte und weil Corona ausbrach, sondern auch deswegen, weil sich niemand aus dem Team ausschließlich mit den Dreharbeiten beschäftigen konnte. Wenn man, wie Hauptdarsteller Mwita Mataro, nebenbei kellnern muss, zieht sich das alles natürlich in die Länge. Dazu kam, dass bei Drehbeginn weder ein festes Script vorlag noch eine Förderzusage.
Worum geht es? In mehreren parallelen Handlungssträngen sehen wir Mwita mit schwarzen Kindern spielen, wir sehen ihn bei Interviews mit Aktivist:innen wie dem Grazer Fred Ohenhen, mit Pädagog:innen, Politiker:innen, mit Freunden und mit Mwitas Vater und wir bekommen auch einen ungewöhnlich offenen Einblick in sein Leben. Dazu kommen zauberhafte Animationsszenen, die Vladimir Savic mit großer Meisterschaft per Hand anfertigte. Am Ende des Films sieht man daher den Hinweis, dass „Austroschwarz“ ohne generative KI entstand.
Die Kinder entwickeln gänzlich ohne Script mit Mwita Mataro eine Geschichte, in der viele Grüne mit ein paar Blauen leben. Die Minderheit färbt sich in ihrer Verzweiflung sogar zuweilen ein, um nicht so aufzufallen. Doch einer wagt es, aus dieser Unterdrückung auszubrechen. Blue Kid zieht aus dem Greenland aus, um Geschichten zu sammeln und schließlich das Oberhaupt der Grünen abzulösen. Diese Geschichte in der Geschichte hatte anfangs keine zentrale Rolle, nun aber bildet sie den grünblauen Faden. Und nein, die Farbgebung ist logischerweise nicht parteipolitisch gemeint.
Mwita Mataro selbst erzählt dann noch eine andere Geschichte. Nämlich die von Rassismus im Alltag. Kindheitserinnerungen an erste Diskriminierungserfahrungen, Polizeigewalt, ungute Szenen im Kino und anderswo bekommen (endlich, muss man sagen!) genug Platz, um zu wirken. Die Hoffung des Filmteams ist es dann auch, die Story gar nicht fertig erzählt zu haben, sondern Inspiration für andere zu werden, die ähnliche Erfahrungen machen mussten.
Ein zweiter Teil oder etwas in der Art steht auch noch im Raum. Schließlich hat man in Summe 60 Stunden Material gesammelt. Für die knapp 100 Minuten „Austroschwarz“ hat Cutterin Christin Veith nicht weniger als 115 Schnitt-Tage gebraucht. Es war ein Aufwand, der sich wahrlich gelohnt hat. „Austroschwarz“ ist ein berührender, lebendiger, aufrüttelnder und motivierender Film. Bunt und abwechslungsreich, wie es das Leben in Österreich sein sollte.
Kinostart ist am 23. 5. in vielen Städten Österreichs. Erfahrungsgemäß entscheidet das erste Kinowochenende über den Erfolg. So gesehen: Schaut euch den Film an. Und zwar möglichst bald. Ihr werdet es nicht bereuen.
***
Foto: Alex Stegisch / DAS POD
1 Antwort auf „Diagonale Blog #4: Doku-Spiel-Film“
Cool – muss ich mir anschau’n.