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Tonträger des Monats August / INT

HOT CHIP: “Freakout/Release”, Domino Records, VÖ 19.8. 2022

Die fünf Briten starten mit einer Hommage an das Phänomen Disco im Stile eines Studio 54. Nach wenigen Sekunden im Mono-Sound drehen sie so richtig auf und nie wieder ab. Fans der Beastie Boys kommen ebenso auf ihre Rechnung wie spät berufene Hippies, Electro-Freaks, Funk- oder Soul-Liebhaber:innen. Das Spektrum reicht von scheinbar harmlosem Pop bis zu schrägen Songs wie dem Titeltrack des Albums. “Freakout/Release” sollte man so laut abspielen, wie es die Nachbarschaft gerade noch zulässt. “Music used to be enough, now people leave it or take it”, wahre Worte gelassen gesungen. Und bei Hot Chip gilt: Das ist nach wie vor keine Wegwerfware, sondern eine Platte de Luxe zum Aufheben und Auflegen. Ist es hart, funky zu sein? Nicht mit dieser grandiosen Band.

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AU SUISSE: “Au Suisse”, City Slang, VÖ 19. 8. 2022

Morgan Geist und Kelley Polar sind “Au Suisse” und haben mit der Schweiz an sich wenig am Hut. Genauso rätselhaft wie der Bandname und der Albumtitel sind die Songs und genau das ist den beiden auch nur recht. “Vague” ist eines der dominierenden Adjektiva im Pressetext. An Sounds ist das Debut dafür reich bestückt. Kelley Polars Stimme umschmeichelt unser Gehör, derweil sorgt Mr. Geist mit der Expertise langer Nächte als DJ für die passenden Beats.
Prädikat: Geschmeidig!

Foto: Ebru Yildiz

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MIKE EDEL: “Casseroles & Flowers”, via Pennant/Believe, VÖ 22. 7. 2022

Der kanadische Singer-Songwriter ist nicht so schnell aus der Bahn zu werfen. Doch als ihn mitten auf einem Road- und Konzerttrip mit seiner schwangeren Frau ein Schlaganfall ereilt, ist er erst Mal komplett bedient. Aber es wäre nicht Mike Edel, wenn er sich nicht nur mit viel Arbeit in der Reha zurück gebracht hätte, sondern sogar aus diesen Umständen Großes schaffen könnte. Das Album und der begleitende Dokumentarfilm “casseroles & flowers” zeigen den Musiker optimistisch und nachdenklich, persönlich und offen. Es ist eine bewegte und bewegende Platte, die sich nicht nur die vielen Streams verdient hat, sondern auch ganz reale Verkäufe. Im Oktober kommt er nach Europa und vielleicht geht sich neben Wien auch ein Besuch im kuscheligen Graz aus?

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OhNOTHING: “H”, VÖ 29. 7. 2022

Das dänische Duo OhNothing singt und spielt auch mit dem Thema Schmerz, mit Verlusten aller Art. Die Probleme mögen ähnlich sein wie bei anderen Künstler:innen, die wir in diesem Monat vorstellen. Die Lösungen sind andere. Annika Baier und ihr Bruder Jesper verschreiben sich einem elektronisch-analogen Sound, wie man ihn aus den 1980ern kennt.

“Kate Bush meets Kraftwerk”, wie der Pressetext meint, hören wir hier zwar nicht. Aber eine gelungene Mischung zwischen großen Gefühlen und einer reduzierten, teilweise bewusst minimalistischen Soundkulisse.

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PANDA BEAR & SONIC BOOM: “Reset”, Domino Records VÖ 12. 8. 2022

Die Platte fängt so irre an, dass die Mundwinkel gleich nach oben gehen. “Gettin’ to the Point” hätte man nicht besser in Musik übersetzen können. Das mit den Mundwinkeln bleibt dann auch so und vermutlich nicht nur bei den Hörer:innen, sondern auch bei Noah Lennox und Pete Kember, den boomigen Pandabären, die seit 10 Jahren zusammenarbeiten, aber erst jetzt endlich ein gemeinsames Album am Start haben. Und was für eines!

Sie tauchen tief in die Popkultur und kommen mit lauter Perlen an die Oberfläche. Das Ergebnis: 9 Songs, die enorm viel Freude machen und richtige Auskenner:innen wohl tagelang beschäftigen werden: “Wo hab ich das denn schon gehört?”

Was sollen wir sagen: Die Gartenparty ist gesichert. Wir werden in diesem Sommer keine Platte so oft hören wie diese.

Foto: Ian Witchell 

 

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